Dienstag, 29. Januar 2008

Magaths Transferimperialismus

Vlad Munteanu gehörte zweifelsohne zu den Shootingstars der letzten Saison – bei Energie Cottbus. Bei seinem neuen Klub Wolfsburg fristete er meist ein Bankdasein, nicht anders als Kollege Radu. Der spielt nun in Stuttgart und jetzt ist auch Munteanu auf und davon – nach Frankreich.

Vlad Munteanu wird vom VfL Wolfsburg nach Frankreich zum AJ Auxerre ausgeliehen. Die Winterpause hat schon brisantere Transfers erlebt, einen gewissen Beigeschmack hat der Wechsel jedoch definitiv. Denn mit dem Rumänen verlässt der zweite Ex-Cottbuser und ehemalige Lebensretter den grauen Klub aus der VW-Stadt.
Sergiu Radu hat es mittlerweile zum Meister nach Stuttgart verschlagen. Munteanu hatte in der Hinrunde beim VfL keinen einzigen Treffer zustande gebracht, Radu traf nur in seinen ersten beiden Partien. Danach herrschte auch beim 14-fachen Torschützen der letzten Saison absolute Flaute.
Ihr Ex-Verein Energie Cottbus, für den das Duo im letzten Jahr 25 von 38 Toren erzielt hatte, dümpelt derweil dem Abstieg entgegen. Vor der Winterpause gab es zwar ein 5:1 gegen Hannover, dennoch gehört die Mannschaft von Bojan Prasnikar zu den heißesten Zweitligaanwärtern.
Ich bin kein Freund von Energie Cottbus, aber inzwischen bin ich noch weniger einer des VfL Wolfsburg. Um selbst nach Jahren in der Grauzone den Sprung nach oben zu schaffen, hatte Felix Magath letzten Sommer in Kolonialherren-Manier die beiden Rumänen nach Wolfsburg gelotst – mit einer Summe, bei der ein Klub wie Cottbus gar keine Chance hat, „nein!“ zu sagen oder auch nur zehn Sekunden damit zu liebäugeln.
Und wo stehen die Wolfsburger zu Beginn der Rückrunde? Auf einem mageren Platz 11, nicht mehr als fünf Punkte vor Energie Cottbus…

Mittwoch, 16. Januar 2008

Risse in der Wand

Der deutsche Sport steht vor dem nächsten Doping-Skandal. Noch besteht die Hoffnung auf ein großes Missverständnis. Aber wie sieht's eigentlich mit einer Scheinehe Fußball+Doping aus? Warum diese Eskapaden auf'm Platz keine Zukunft haben (dürfen).

Auf der Woge des Erfolges lebt ein Sportfan gemeinhin in einer gläsernen Scheinwelt, die kein Leid, keine Angst, keine Enttäuschung kennt. So lang es läuft, lässt man es auch laufen. Zu schön sind die Stunden im Stadion, vorm Fernseher, vorm Radio, in denen Fünfe grade sind und auf der Welt Frieden herrscht. Wie diese Glücksmomente zustande gekommen sind, traut man sich gar nicht erst zu hinterfragen.

Die Scheinwelt des Radsports ist längst in die bittere Realität zurückgekehrt, nicht erst seit gestern. Seit gestern jedoch setzen selbst die Wände der deutschen Wintersport-Walhalla Schimmel an. Zwar ist nicht bewiesen, dass deutsche Biathleten und Langläufer auf einer Wiener Blutbank das volle Programm betrieben haben und demnach sollte man vorsichtig sein mit vorschnellen Urteilen. Doch zu groß ist die Angst, einmal mehr erkennen zu müssen, dass man jahrelang schlichtweg verarscht worden ist. An die Konsequenzen eines deutschen Dopingskandals im Schnee möchte ich aus neurologischen Gründen erst denken, wenn es so weit sein sollte.

Mit jeder Sportart, die ins Blickfeld der Dopingfahnder rückt, bröckelt ein weiterer Stein von unserer heilen Welt ab. Gewichtheben, Radsport und selbst die einstigen Domänen Leichtathletik und Schwimmen sind mit dem Schatten des Betrugs behaftet. Eine weitere soll sich nicht dazu gesellen, wenn es nur irgendwie einzurichten wäre.
Das ganze Gerede führt unterm Strich auch zur Frage, ob der Fußball jeglicher Art von Doping ein Exerzierfeld bestellen könnte. Einiges spricht dagegen.

Muskelbepackte Steroid-Bomber wären nicht geschmeidig genug. Ego-Gepushte Dauerläufer hätten immer noch 11 Gegner und vor allen Dingen einen Ball, der ihnen am Fuß kleben soll. Zudem ist Fußball ein Mannschaftssport. Ohne mannschaftliche Geschlossenheit im Chemie-Labor ginge da ohnehin nichts. Dass im Keller eines beliebigen Topteams aus einem ebenso beliebigen Land eine hochprofessionelle Blutbank versteckt ist, erscheint derzeit kaum vorstellbar. Aber haben wir Jan Ullrich 1997 nicht auch auf den Champs-Élysées zugejubelt, ohne zu ahnen, mit welchen Mitteln er Alpen und Pyrenäen als Schnellster überquerte?

Dopingszenarien im Fußball will man sich trotz allem nicht ausmalen. Obwohl unsere Nase mittlerweile blutig und verkrustet ist, so häufig sind wir von Sportlern in den letzten Jahren an der selbigen herumgeführt worden.

Ein ernsthafter Dopingsünder im Fußball (ohne blauäugig zu sein: Haarwuchsmittel, Marihuana und Asthmaspray zählen nicht, die würden es beim Familienduell in der Kategorie „Dopingmittel“ nicht einmal unter die Topantworten schaffen) hätte nur Spott und Hohn verdient. In einer Mannschaftssportart, die Schnelligkeit, Ausdauer, Kraft, Technik, Spielverständnis, Mannschaftstauglichkeit und Disziplin abverlangt, mit unlauteren Mitteln nachzuhelfen, hat dasselbe zur Folge, wie die Verpflichtung eines englischen Keepers: Das pure Verderben.

Zu dieser Meinung gesellt sich zweifelsohne auch ein Stück Engstirnigkeit, hoffentlich jedoch keinerlei Leichtsinn.

Freitag, 11. Januar 2008

Götterdämmerung in München

Bayerns Götterriege hat einen alt bekannten Halbgott auf den Trainerstuhl für 2008 befördert. Jürgen Klinsmann kehrt zurück an seine alte Wirkungsstätte.

Bayerns Götterbote Karl-Hermes Rummenigge durfte den Anfang machen und feierlich verkünden, dass dem sonst so „gläsernen Verein“ der Coup gelangen sei, in aller Ruhe die Verhandlungen mit Jürgen Klinsmann zu einem aus Münchener Sicht guten Ende zu bringen. Bevor WM-Held Jürhercules Klinsmann sich zu Wort meldete und beteuern konnte, diese Aufgabe sei für ihn "eine große Ehre", war zunächst Kriegsgott Uli Hoenares an der Reihe. Man wolle die Medien darum bitten, den scheidenden Ottmar Hitzfeld in aller Ruhe die Ziele mit der Mannschaft bis zum Saisonende zu verfolgen. „Meisterschaft gewinnen und im UEFA-Cup und DFB-Pokal gut aussehen“ definierte die Führungsriege des Rekordmeisters jene Ziele dann etwas genauer. Ein Titel und zweimal gut aussehen - klingt ungewohnt bescheiden für den großen FC Bayern. Doch um „gut auszusehen“, muss der Trophäenschrank an der Säbener Straße seit jeher weiter gefüllt werden. Halbfinalniederlagen sehen naturgemäß nicht gut aus. Also dann doch das Triple.

Überhaupt präsentierte sich das Triumvirat ungewohnt ruhig. Keine großen Kampfansagen à la „mit Jürgen sind wir auf Jahre nicht zu schlagen“, keine Giftpfeile in Richtung Konkurrenz. Nur die weise Erkenntnis vom Manager, auf die Frage, wie der Querdenker Klinsmann mit der eigenen Philosophie zu vereinbaren sei: „Wir sind ja viele Alphatiere hier oben [auf dem Olymp bzw. Pressepodest, d.Red.]. Aber dazu gehört nicht der Anspruch, Trainer zu sein.“


Die Präsenz der bayerischen Fußball-Gottesriege sollte scheinbar genügen, um ausreichend Eindruck zu hinterlassen. Göttervater Franzeus Beckenbauer lobte dann noch Klinsmanns Auffassung, man müsse „auch mal alte Zöpfe abschneiden“, was jedoch eine ironische Doppeldeutigkeit besitzt. Denn die einzigen „alten Zöpfe“ beim FC Bayern hatten sich heute rund um ihren neuen Helden zur Pressekonferenz versammelt. Zusammen kommen Trainer, Manager, Vize- und Präsident beim Rekordmeister ab dem Sommer auf 343 Länderspiele und sage und schreibe 113 Tore, zu denen Klinsmann und Rummenigge alleine 92 beigesteuert haben.

Aber noch einmal zurück zur Frage „kann das gut gehen?“, die der Kaiser und Göttervater in Personalunion der Rhetorik halber einfach selbst in den Raum warf. Klinsmanns Pfad bei den Bayern ist scheinbar steinfrei, denn ein Stolperstein aus seiner DFB-Zeit ist nun sein Arbeitgeber, dessen Oberhaupt Beckenbauer als Orakel bei der BILD-Zeitung verkehrt, womit wir den zweiten großen Stolperstein aus alten Tagen eliminiert hätten. Klinsmann wird nach München ziehen, bekommt einen großen Trainerstab zur Seite gestellt. Der Weg ist geebnet, ein Haken an der Sache nicht erkennbar. Wenn der FC Bayern doch bloß nicht so begabt wäre, diese Haken in der Not einfach selber herzustellen.
Der FC Bayern habe „einen Trainer gesucht, der ein großes Profil hat und einen guten Charakter, jemanden, der eine eigene Meinung hat“. Ein Wunder, dass sich Otto Rehhagel und Felix Magath auf diese Annonce hin nicht spontan zur Verfügung gestellt haben…

Dienstag, 8. Januar 2008

Für jeden was dabei - aus den Fanshops dieser Welt (1)

Was die Klubs nicht so alles anbieten: Kondome, Handys, Hundeartikel - alles zum Wohl des Vereins
Aus dem Fanshop des FC Liverpool:
Wenn man bedenkt, dass die Zielgruppe eines Fußballvereins logischerweise ins Stadion gezogen werden soll, wird man behaarte Vierbeiner tendenziell eher nicht zur Liverpooler Zielgruppe zählen. Dennoch wird an der Anfield Road auch für das Wohl des Hundes gesorgt. Beim FC Chelsea sollte man über diesen Marketing-Gag mal nachdenken - John Terry mit seiner filigranen Ballbehandlung wäre geradezu prädestiniert, um einem vierbeinigen Anhänger der Blues aus dem Napf entgegenzulächeln.

Montag, 7. Januar 2008

Des "Diktators" weise Erkenntnis

FIFA-Präsident Sepp Blatter hat der FA passend zum Amtsantritt von Fabio Capello heute einen kräftigen Rüffel verpasst. Und der "letzte Diktator Europas" liegt ausnahmsweise nicht falsch.

Hat es das früher im Dritten Reich, im Spanien von General Franco oder unter "Duce" Mussolini jemals gegeben, dass überzeugte Regimegegner offen eingestehen mussten und wollten, der geschmähte Diktator habe eine vollends zu vertretende und berechtigte Aussage gemacht? Sepp Blatter ist im Gegensatz zu seinen unmenschlichen und größenwahnsinnigen Vorgängern zwar mehrheitlich ein "Diktator", den sich die Medien geschaffen haben, aber trotzdem ist die Richtigkeit seiner Kritik am englischen Verband nicht von der Hand zu weisen.

Der Schweizer zeigte sich gegenüber der BBC "sehr verwundert, dass das Mutterland des Fußballs dieses eigentliche unantastbare Gesetz ignoriert"1 und einen ausländischen Nationalcoach verpflichtet hat. Die Verwunderung ist absolut mit ihm zu teilen. Nicht minder die Kritik an der Flut ausländischer Kicker in der Premier League, eine der Hauptursachen für den aktuellen Niedergang der "Three Lions".
Dennoch kommt die Frage auf, warum das werte FIFA-Oberhaupt auf den zweiten englischen Nationaltrainer aus einem fremden Land nach dem Schweden Sven-Göran Eriksson warten musste, um zu dieser weisen Erkenntnis zu gelangen.

Aber keine Angst, das waghalsige Unternehmen mit einem Coach, der den Pass einer anderen Nation in seiner Brieftasche spazieren trägt, ist nicht erst einmal in die Hose gegangen. Es sei denn, König Otto darf es richten...

1 RP Online

Sonntag, 6. Januar 2008

Hallenspe(c)ktakel

Der Weihnachtsspeck belastet die durchtrainierten Waden noch gewaltig, da rollt der Ball schon wieder. Und weil's draußen trotz Klimawandel so arg kalt ist, müssen dafür ein Dach, Kunstrasen, eine Feldkleinerung her und die Stollenschuhe weg. Kurz: Hallenfußball. Früher: "Budenzauber".

Als die Hallenturniere nach dem Jahreswechsel noch unter der Obhut des DFB ausgetragen wurden, gaben sich in der Regel alle deutschen Profimannschaften die Ehre und tauschten die Stollenschuhe gegen für den grünen Teppich besser geeignete Treter. Klinsmann, Sammer und Co. war die Angelegenheit meist zu brenzlig, so dass illustre Vereine wie Hansa Rostock, Greuther Fürth oder die SpVgg Unterhaching unter dem Hallendach ihre größten Erfolge seit der Wende, seit dem Zweiten Weltkrieg oder gar in der Vereinsgeschichte feiern konnten. 2002 hatte der DFB Erbarmen mit den Knöcheln, Kreuzbändern und Oberschenkeln der geradezu unmenschlich belasteten Spieler und ließ das Spektakel „Hallenmasters“ erstmals seit 15 Jahren ins Wasser fallen.

Seitdem krallen sich in der Regel zum neuen Jahr eine Hand voll namhafter und weniger namhafter Brauereien bzw. Versicherungen die Namensrechte für ein Turnier unter dem Dach und richten den ein oder anderen Wettbewerb mit Profibesetzung aus - unabhängig vom DFB natürlich. Anfang letzten Jahres gaben noch zehn Teams aus dem Oberhaus ihre Zusage zu mindestens einer Veranstaltung. Hallenkönig Stuttgart mit drei Teilnahmen feierte anschließend im Mai die Meisterschaft. Gladbach stieg ohne Hallengenuss in die Zweite Liga ab. Ein zweifelhafter Trend, den man da ausmachen konnte.

Großen Fußball gibt es dennoch erst wieder Ende des Monats zu sehen. FC Era-Pack Chrudim, SCR Altach, Lokomotive Leipzig und gar der in Zuge einer Protestbewegung gegen die Kommerzialisierung des Fußballs neu gegründete FC United of Manchester aus der achten Liga Englands – da schlägt das Fußballherz höher. Naja, eher weniger.

In der Halle in Halle (welche Stadt wäre prädestinierter für ein Hallenturnier?) fand gestern die Westfalen-Meisterschaft statt – auf Naturrasen. Im Prinzip ist das alle zwei Wochen auf Schalke nicht anders. Nur dann ohne Bande und mit 2x11 Spielern eben. Es siegte übrigens: Der VfL Osnabrück. Sämtliche Erdkundelehrer der Republik werden sich aus gegebenem Anlass morgen vor dem DFB-Hauptgebäude zu einer Protestkundgebung versammeln. Denn Osnabrück lag schon 1905 nicht in Westfalen, wie die historische Karte beweist und wird auch niemals dort zu finden sein.

Riesa dagegen war Schauplatz der inoffiziellen DDR-Hallenmeisterschaft. Mit dabei: Energie Cottbus, Lokomotive Leipzig, die alten Ostblock-Kollegen von den Bohemians Prag, Carl-Zeiss Jena und Wismut Aue. Äh ‚’schuldigung, Erzgebirge Aue natürlich. Ein anderer Verein aus den neuen Ländern, Rot-Weiss Erfurt, trägt kein Fahrzeug, kein Stromerzeugungsmittel und auch kein chemisches Element im Namen, weshalb der Regionalligist im Nürnberger Frankenland mit dem „Club“, Greuther Fürth und der Fußballmacht Bamberg mitmischen darf. Allein in Mannheim herrschte weitestgehend geografische Korrektheit mit den Teilnehmern Hoffenheim, Lautern, Frankfurt, Offenbach, Karlsruhe und Gastgeber Waldhof. Den Titel riss sich der KSC als Badener Vertreter unter den Nagel.

Also, lieber Fußballgott: Lass den 29. Januar schnell kommen oder verlängere die Vierschanzentournee um sieben weitere Springen. Sonst geh’ ich hier ein bis zum Ende der Winterpause. Denn sieben Stunden Wintersport am Stück sind nun mal auch nicht gesundheitskonform. Verwirrt habe ich mich heute Nachmittag gefragt, seit wann beim Skispringen nicht mehr auf schwarze Scheiben geschossen wird. Aber in 10 Tagen beginnt wenigstens die Handball-EM in Norwegen. Aber warum ausgerechnet in Norwegen? Norwegen, das erinnert mich einfach zu sehr an Wintersport…

Freitag, 4. Januar 2008

Wie die Faust aufs Auge (5)

"Der Uli muss den besten holen, der auf dem Markt ist - und das bin ich. Wenn ich Hoeneß wäre, würde ich mich nehmen."
- Peter "Der Große" Neururer, wie er leibt und lebt im ARD-Videotext. Ein Mann, ein Wort. Realist durch und durch, dazu immer auf dem Boden geblieben. Kann mir nur allzu lebhaft vorstellen, wie er diese Worte süffisant in seinen Schnäuzer gesäuselt hat.

PS: Google ist ein verrücktes Ding. Ein Besucher ist auf diese Seite gestoßen, weil er nach "bagger auf videos" gesucht hat. Der Post "Elf des Jahres (9)" vereinigt in der Tat diese Tags. Vielleicht schreib' ich demnächst mal über Bohrmaschinen oder gar pornografische Themen. Da wird gemeinhin auch fleißig nach gegoogelt.