Donnerstag, 8. November 2007

Die Macht der Zahlen (und des Geldes)

Die finanzielle Unterlegenheit der Bundesliga beweinen und gleichzeitig vor Wut schäumen, weil John Terry im Monat so viel verdient wie die meisten in einem Jahr - passt das zusammen? Diese Diskussion nimmt absurde Züge an und vor allem nimmt sie kein Ende.

Nürnberger Frankenstadion - das passend zum Thema in Wirklichkeit EasyCredit-Stadion heißt. Es ist 22:49 Uhr. Der FC Everton geht per Strafstoß in Führung und macht diese Europacup-Woche noch schwärzer, als sie ohnehin schon war. Zwei Unentschieden, vier Niederlagen sind eine traurige Bilanz für die Bundesliga im internationalen Vergleich und somit nehmen die Diskussionen über die Konkurrenzfähigkeit der höchsten deutschen Spielklasse weiterhin kein Ende.

Der eine will das Wettmonopol stürzen, der andere fordert mehr Fernseheinnahmen – unterm Strich dreht sich alles ums Geld. Die Bundesliga sei von außen sehr gut verpackt, nur was sich unter der Verpackung verberge (die Finanzen) sei nicht ausreichend, findet Oliver Kahn. Wie wäre es denn, wenn wir den Spieß einfach umdrehen und der Bundesliga zwar eine schlampige Verpackung (die Finanzen), aber herausragenden Inhalt (Zuschauer, Tradition, Fairness, hervorragende Struktur) nachsagen?

Gleichzeitig werden allerorten die horrenden Gehälter beim FC Chelsea kritisiert. John Terry ist dort jeden Monat Gehaltsmillionär. Die meisten Bundesliga-Spieler sind schon froh, wenn innerhalb eines ganzen Jahres eine siebenstellige Summe auf ihr Konto überwiesen wird.

Irgendwie passt das alles nicht zusammen. Echauffiert sich alle Welt über das blamable Abschneiden in der Champions-League, und mit Abstrichen auch im UEFA-Cup, weil die Leistungen dem deutschen Prestige nicht gerecht werden oder weil den Vereinen weitere Millionen durch die Lappen gehen – und die europäische Finanzelite somit in weite Ferne rückt?

Und eines darf man nicht vergessen: Obwohl in der Champions-League bisher nur zwei Spiele gewonnen wurden, haben die sieben deutschen Vertreter auf internationalem Parkett 4,928 Punkte für die Fünfjahreswertung eingefahren, immerhin mehr als in der gesamten Saison 2003/2004. Es ist der sechst beste Wert aller UEFA-Mitglieder – hinter Russland, Schottland, der Türkei, Spanien und England. Und damit steht die Bundesliga nämlich derzeit besser da als die direkte Konkurrenz aus Frankreich, Rumänien, Portugal und den Niederlanden.
Und wer schon einmal in die Zukunft sieht und auf das nächste Jahr blickt, stellt fest: Frankreich bekommt dann 13 Punkte gestrichen, während für Deutschland nur vier Zähler wegfallen. Das würde bedeuten, dass die Bundesliga, selbst mit solch schwachen Leistungen in der Champions League, ab der nächsten Spielzeit die französische Ligue 1 angreifen könnte.

Doch genau wie der allgegenwärtige Unmut, beruht auch diese Hoffnung auf spröder Mathematik. Das Prestige einer ganzen Fußballnation, die Finanzlage einer ganzen Liga, hängt ab von einem komplizierten Berechnungssystem, das am Ende eines Jahres Zahlen wie 7,982 und 11,397 ausspuckt. Merkwürdig. Und wenn für die Bundesliga am Ende ein Wert wie 12,790 dabei herausspringt, lösen sich dann alle „Probleme“ in Luft auf? Mehr Geld fließt dadurch immer noch nicht. Aber muss es das denn überhaupt? Ist es nicht in Wirklichkeit absurd im Zahlenraum von einer halben Milliarde über einzelne Millionen zu diskutieren? Darüber sollte mal nachgedacht werden.

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