Bilbaos Keeper Armando wird den wurfwütigen Betis-Fan wohl kaum darum gebeten haben, ihn mit einem zielgenauen Flaschenwurf niederzustrecken und damit die Partie am gestrigen Abend nach 68 Minuten vorzeitig zu beenden. Dennoch befindet sich Spaniens Fußballwelt nach einem erneuten „Botellazo“ in Aufruhr und ruft nach harten Strafen – für Täter und für Betis. Denn den letzten Flaschenwurf gab es ebenfalls in deren Stadion „Ruiz de Lopera“.
Sevilla im Juli – von den einst 14,8 Millionen Grad, mit denen die Sonnenstrahlen ihren Weg gen Erde angetreten haben, kommen immerhin noch 43 auf andalusischem Boden an. Der Schweiß flutet aus allen Poren. Allein ein kühlendes Wasser schafft einen Hauch von Abkühlung.
Wenn es auf den Frühling zugeht, klettert das Thermometer im Süden der iberischen Halbinsel immerhin bereits auf 22°C. Für die kleinen Wasserflaschen, die uns allen schon einmal eine willkommene Abkühlung im Urlaub bereitet haben – schlicht, ohne Kohlensäure, aber immens erfrischend –, finden sich in dieser Jahreszeit anscheinend nicht genügend Abnehmer.
Warum sonst sollte der 40-jährige Betis-Fan mit der grün-schwarzen Baseball-Cap eines dieser aerodynamischen und offenbar absolut flugfähigen Modelle so zweckentfremden und Bilbaos Torwart Armando mit einem gezielten Wurf aus geschätzten neun Meter eine Platzwunde am rechten Auge, die mit sechs Stichen genäht wurde, und eine Verletzung der Netzhaut zufügen? Geisteskrankheit, Wahnsinn und das Bedürfnis, einmal vor laufenden Kameras in einem Stadion verhaftet zu werden, sind die einzigen Erklärungen, die mir momentan plausibel erscheinen.
Der Spanier hat sogar ein eigenes Wort für einen harten Flaschenwurf mit anschließendem Niedergang – „botellazo“. Büchsen (wobei das ja eher eine Legende ist), Golfbälle – auch die Bundesliga hat schon merkwürdige und blutbadverursachende Wurfgeschosse erlebt. Doch einen gezielten und alles andere als anonymen Wurf mit einer Flasche hat es dort in 45 Jahren (Gott sei Dank) noch nicht gegeben. Im Ruiz de Lopera zu Sevilla war es bereit der zweite innerhalb eines Jahres. Zuletzt wurde der damalige Trainer von Betis’ Stadtrivale FC Sevilla, Juande Ramos, in einem Spiel der Copa del Rey niedergestreckt.
Bleibt nur noch eine Frage zu beantworten: Warum versucht ein so zielgenauer Werfer (aus neun Metern genau das Auge, in diesem Fall die „10“, zu treffen, ist zugegeben schon bemerkenswert) sein Glück nicht lieber im nächsten Pub beim Dart und lässt Fußball einfach Fußball sein? Flaschenbier ist dort sogar erlaubt...
Sonntag, 16. März 2008
Un Botellazo, Por Favor
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