Hoffenheims Aura der Unbesiegbarkeit ist vernichtet. Aachen und St.Pauli sei Dank! Nach einigen Wochen ist es also wieder an der Zeit, eine neue „Mannschaft der Stunde“ zu küren. Manchester, Arsenal, Bremen und Co. – bislang lag die Vergabe dieses Titels meist auf der Hand, doch diesmal habe ich etwas über den Tellerrand hinweggesehen und einmal sämtliche Ligen Europas gewälzt. Faszinierend, was sich dort teilweise abspielt.
In Georgien sind die Rollen klar verteilt. Dinamo Tiflis, Gewinner des Europapokals der Pokalsieger von 1981 im Finale gegen Fortuna Düsseldorf, führt die Liga der Kaukasus-Republik an. Die Hauptstädter haben aus den letzten 12 Partien 11 Siege mitgenommen. Noch besser macht es ihr Verfolger und Stadtrivale WTI Georgia. Die sind seit 15 Spielen unbesiegt, haben in diesem Zeitraum nur einmal Punkte gelassen.
Im Nachbarland Aserbaidschan, dem neuen „Zuhause“ von Berti Vogts, macht sich Tabellenführer Olimpik Baku ähnlich gut. Nach zwanzig Saisonspielen hat man dort noch eine weiße Weste (15 Siege, 5 Remis).
Der Llanelli AFC aus Wales reiht sich nahtlos in diese Reihe der Exoten ein. Der bereits feststehende Meister hat in 33 Spielen 99 Tore erzielt. Im letzten Saisonspiel kann die magische 100 geknackt werden. Eine Serie von 10 Pflichtspielsiegen in Folge und eine 20 Spiele währende Unbezwungenheit in der Liga ebneten den Weg zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte.
Wenn Wales und Georgien gemeinhin schon als Fußballzwerge belächelt werden, gebührt Luxemburg im Vergleich dazu wohl eher der Titel der Fußball-Amöbe. Der F91 Dudelange hat dort mal wieder die Nase vorn. Von bisher 22 Saisonspielen ging nur eins verloren und eins endete unentschieden.
Nicht allzu weit entfernt von Luxemburg eilt Standard Lüttich dem neunten Meistertitel der Vereinsgeschichte entgegen, dem ersten seit 25 Jahren. Vier Spieltage vor dem Saisonende in der belgischen Jupiler League liegt man dort aussichtsreich sieben Punkte vor dem RSC Anderlecht. Lüttich ist noch ungeschlagen, doch von 30 Partien endeten bisher auch schon elf remis.
Zyniker mögen sagen, Österreich passe aus fußballerischer Sicht ganz gut in die Reihe Georgien, Aserbaidschan, Wales. Wie auch immer, Rapid Wien benötigt dort nur noch einen Sieg, um sich die Meisterschaft in der Alpenrepublik unter den Nagel zu reißen. Mit acht Siegen aus neun Spielen ist man dort der Konkurrenz mittlerweile enteilt, nachdem man vor einigen Wochen noch auf Platz vier gestanden hatte. Für Furore sorgte vor allen Dingen die 7:0-Demütigung, die Red Bull Salzburg gegen die Wiener erleiden musste.
Zypriotischen Ligafußball bringt man gemeinhin mit dem Namen Rainer Rauffmann in Verbindung. Der Ex-Bielefelder und Frankfurter erzielte für Omonia Nikosia in 152 Spielen unfassbare 181 Tore. Sein ehemaliger Verein fristet sein Dasein jedoch hinter Meister APOEL und Anorthosis Famagusta nur auf Platz drei. Letztere haben jüngst den 12. Meistertitel der Vereinsgeschichte unter Dach und Fach gebracht. Bei noch drei ausstehenden Spielen in der Meisterrunde liegt man mit 19 Siegen und 10 Remis uneinholbar in Front.
Die polnischen Vertreter von Wisla Krakau stellen derweil unter Beweis, dass sie nicht nur in der Wurstmacherei ganz vorne dabei sind. Auch die polnische Ekstraklasa führt der Verein aus der Heimatstadt von Karol Wojtyla deutlich an. Dem fünften Meistertitel in diesem Jahrtausend steht bei noch fünf verbleibenden Spielen nur ein weiterer Punkt im Weg.
Punktverluste machen sich rar in Krakau: 21 Siege, 4 Unentschieden lautet die Bilanz.
ZSKA Sofia scheint in diesem Jahr ebenfalls zu den europäischen Teams zu gehören, die sich den Titel in der heimischen Liga ohne eine einzige Niederlage unter den Nagel reißen. Ähnlich ergeht es Rabotnicki Skopje aus Mazedonien. Als einer von vier Vereinen aus der Hauptstadt führt man die Liga mit 19 Siegen und 6 Remis souverän an. Beeindruckend ist vor allen Dingen die Defensive. In 25 Partien gab es erst 6 Gegentreffer - den letzten vor acht Partien.
Gleiches ist dem FC Porto vergönnt geblieben. Doch im Gegensatz zu Sofia und Skopje durften die „Drachen“ bereits auf den 16. Titelgewinn in den letzten 24 Jahren anstoßen. Einmalig. Zuletzt gab acht Siege aus neun Ligapartien und am Dienstag den Einzug ins Pokalfinale gegen Sporting zu feiern. Allein das Champions-League-Aus gegen Schalke trübte bisher eine Saison am Rande der Perfektion.
Der FC Chelsea ist in diesem Kreise von lauter Underdogs die einzige „Mannschaft der Stunde“, die sich zur Spitze des europäischen Fußballs zählen darf. Gestern Abend blieb das Team von Michael Ballack auch im 18. Premier-League-Spiel in Serie unbezwungen. Essien ebnete mit seinem Treffer den Weg zum Erfolg über Everton. Trotz dieser beeindruckenden Serie wird Chelsea am Ende jedoch wohl ohne den Titel auskommen müssen. ManUnited liegt weiterhin zwei Punkte in Front und hat noch ein Spiel in der Hinterhand. In der Champions League ist auf dem Weg ins Finale von Moskau zwar nur noch der FC Liverpool zu überwinden. Doch bekanntlich hieß die Endstation im Halbfinale bereits 2005 und 2007 „Anfield Road“. Diesmal soll es im 19. und 20. Aufeinandertreffen in den letzten vier Jahren um einiges besser laufen. Sonst dürften die Tage von Avram Grant als Cheftrainer bereits gezählt sein.
Freitag, 18. April 2008
Mannschaft der Stunde (11)
Eingestellt von Jannik um 14:51
Labels: Ausland, Mannschaft der Stunde
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