Gladbach verbringt die Weihnachtstage auf Platz 16. Nur in der Fairplaytabelle grüßt man von oben - erfreulich oder doch irgendwie beunruhigend?
Die Fairplay-Wertung der Fußball-Bundesliga wird in letzter Zeit häufiger zum Thema als man erwarten könnte. Die Möglichkeit durch eine Platzierung unter den Fairsten der Liga in den lukrativen Europapokal einziehen zu können ist der Grund dafür. Die einzige Wertung im deutschen Fußball, bei der es heißt „je weniger Punkte, desto besser“ wird nach der Hinrunde vom FC Bayern München und der Borussia aus Mönchengladbach angeführt. Beide haben erst 25 bzw. 24 gelbe Karten zu Buche stehen.
Was eigentlich von einer grundlegend fairen Spielausrichtung zeugen soll, sagt im Falle der beiden Vereine, die momentan in total unterschiedlichen Sphären der Bundesliga spielen, etwas ganz anderes aus. Die Bayern besitzen mit Philip Lahm, Lucio, Daniel van Buyten & Co. Defensivleute von europäischer Spitzenklasse, die die Fähigkeit besitzen ohne schwere Fouls auszukommen und Zweikämpfe auch ohne einen Regelvorstoß für sich entscheiden zu können. Folglich ist der deutsche Meister derzeit das Team der Liga mit den wenigsten „Sünderpunkten“. Die Fohlen von Jupp Heynckes besitzen keine Spieler dieses Formates und man fragt sich, wie ein Team, das sich im Kampf gegen den Abstieg befindet, nur mit 1,4 Verwarnungen pro Partie auskommt – in Gladbachs prekärer Lage eine Bilanz, die nicht nachvollziehbar ist. Denn der Abstiegskampf steht seit jeher für rassige Spiele und Leidenschaft.
Eine Situation im Heimspiel gegen Hannover 96 im November war sinnbildlich: Die Niedersachsen haben einen gefährlichen Konter eingeleitet, Gladbachs Eugen Polanski ist auf der Verfolgung eines Hannoveraners und müssten eigentlich zum viel besagten taktischen Foul ansetzen, um die Gefahrensituation zu entschärfen. Doch der U21-Nationalspieler kommt erst gar nicht dazu. Der 96er läuft ihm davon und Polanskis verzweifelter Versuch einer Grätsche tat höchstens dem neu verlegten Rasen im Borussia-Park weh.
Grundlegende Elemente, die im Fußball essentiell sind werden bei der Borussia momentan kläglich vermisst – Kampf, Leidenschaft, Aufopferung für den Sieg. Vor allem deshalb auch muss der fünfmalige Meister vom Niederrhein auf einem Abstiegsplatz überwintern. Einen Abstiegsgipfel wie den gegen Bochum mit nur einer gelben Karte zu bestreiten ist kläglich. Nur Wesley Sonck tauchte im Notizbuch des Referees auf – weil er einen Freistoß mit der Hand stoppte. Eine unnötige Unsportlichkeit, der anschließende Freistoß resultierte im Eigentor zum entscheidenden 2:0 für die Bochumer.
Es soll nicht der Eindruck aufkommen, dass harte Fouls gleich in Brutalität münden sollen, denn Fairplay bleibt weiterhin oberste Priorität. Aber eine wohl dosierte Spielhärte dient dazu einfach mal ein Zeichen zu setzen, sie kann ein Mittel zur Einschüchterung sein. Eine Mannschaft, die merkt, dass sie von der gegnerischen Mannschaft keine harten Aktionen zu befürchten hat, kann schlichtweg befreiter aufspielen.
Vierundzwanzig Gelbe Karten in der Hinrunde sind also keineswegs ein Spiegelbild Gladbacher Fairplays, sondern vielmehr ein beunruhigendes Armutszeugnis.
Samstag, 16. Dezember 2006
Faire Fohlen ohne Leidenschaft
Eingestellt von Jannik um 20:26
Labels: Bundesliga, Gladbach
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