Montag, 15. Oktober 2007

Mund abputzen...

...und auf Mittwoch freuen. Muss es denn neuerdings immer Hurra-Fußball sein?
Da scheiden sich die Geister. Aber: Es sei nur erinnert an gar nicht so alte Zeiten.


Sonntagmorgen, 10:58 Uhr. Perfekte Zeit zum Aufwachen. Schnell zur Fernbedienung gegriffen, nach dem weniger unterhaltsamen, aber sportlich effektiven Länderspielabend muss man sich schließlich einmal umhören, was die Experten im „Doppelpass“ zu sagen haben.

Im „Kempinski Airport-Hotel München“ (die Wiederholung dieses Namens nimmt circa zwanzig Minuten der Sendezeit ein) haben sich Béla Réthy, Herr Smentek vom Kicker, Herr Wenig von der BamS, Hansi Müller und Udo Lattek versammelt. Der Tenor zum deutschen Auftritt in Dublin: „Auch der zweite Anzug kommt vom Designer“ (O-Ton Béla Réthy), es muss nicht immer schön sein, sondern erfolgreich und Top-Favorit auf den EM-Titel ist die Löw-Elf sowieso noch lange nicht.

Kann ich alles soweit unterschreiben, auch wenn der Designer nicht unbedingt Hugo Boss hieß und wir zwar nicht Top-, aber doch zumindest Favorit sind. Wer den Pokal zum vierten Mal holen will, die beste Mannschaft in der Quali stellt und nur einmal in 15 Monaten verloren hat, wäre gänzlich verrückt sich an dieser Stelle zufrieden zu geben.

Wer erinnert sich nicht an Rudi Völlers Wutausbruch nach dem mehr als mauen 0:0 auf Island? Oder an zwei Last-Minute-Treffer auf den Färöer-Inseln? Oder an die beiden Relegationsspiele gegen die Ukraine 2001? Auf dem Weg zur zehnten Teilnahme an einer EM-Endrunde hat sich die Nationalmannschaft diesmal souveräner präsentiert und als erstes Team das Ticket für die Schweiz und Österreich gebucht. Nach den neuesten Entwicklungen wissen Letztere ja wohl selbst nicht einmal, ob sie dabei sein werden bzw. wollen. Deutschland ist sozusagen erst der zweite „sichere“ Teilnehmer.

Wie immer scheiden sich nun die Geister – egal ob Netzer, Vater oder Metzger, jeder hat eine andere Meinung. Waren die Iren nun kämpferisch weltklasse? War die deutsche Mannschaft offensiv unterirdisch? Ist die fixe Qualifikation das primäre Ziel gewesen?

Der Pessimist könnte unken: Wenn nicht bald die stärkste, gesunde Elf zusammen spielt, wird das nichts. Zypern, San Marino, Wales, Slowakei, Irland – das war doch „pipifax“. Haben wir schon gegen Italien, Frankreich oder Spanien gespielt? Die haben uns weiterhin etwas voraus.

Der Berufsoptimist freut sich: Klasse, drei Spiele Vorsprung in Sachen Planungssicherheit gegenüber dem Rest von Europa. 31:4 Tore, keine Niederlage, was will ich mehr? Italien und Frankreich – die „Großen“ wissen im Gegensatz zu uns noch nicht einmal, ob sie den Juni 2008 überhaupt in den Alpen verbringen. Und die Engländer, die haben wir in Wembley mit einer D-Elf gestoppt.

Der Realist hält fest: Schön, endlich einmal souverän durch eine Quali gekommen. Es war oft toll, manchmal weniger und ab und zu reichte auch ein Minimalaufwand. Gewonnen ist noch gar nichts, aber gewonnen werden kann eine ganze Menge. Von 31 Toren haben wir 19 gegen San Marino erzielt – das muss uns trotzdem erst jemand nachmachen. Also – wach bleiben, dran bleiben und mit vollem Einsatz den EM-Titel ins Auge nehmen.

„1, 2 oder 3 – letzte Chance vorbei.“

Ich positioniere mich optimistisch auf dem zweiten Feld. Und ob ich „wirklich richtig steh’“, das sehe ich, das sehen wir, spätestens am 29.Juni 2008, wenn im Wiener Ernst-Happel-Stadion das EM-Finale über die Bühne geht und bei der Siegerehrung der Rasen im Konfettiregen versinkt. Hoffen wir, dass es schwarz-rot-goldene Schnipsel regnen wird…

Die ganz nahe Zukunft heißt Tschechien. Und vor 66000 in der Allianz-Arena will man sich als Qualifikations-Europameister wohl keine Blöße geben, oder? Mittwoch, 20:45, wird es nochmals ernst.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen