Freitag, Sonntag oder Montag? Was gefällt dem Zweitliga-Fan eigentlich am besten? Oder besser gesagt, was gefällt ihm weniger schlecht?
Ganz ehrlich: Samstag wäre doch am schönsten…
„Pro 15:30“ hieß vor einigen Jahren eine Faninitiative, die sich für die traditionelle Austragung der Bundesliga-Spiele am Samstagnachmittag um halb vier stark machte und Reformpläne strikt ablehnte. Inzwischen heißt die Initiative allgemeiner „Pro Fans“ und kümmert sich um das Allgemeinwohl der Anhänger. Ihre Bemühungen um freundliche Anstoßzeiten schlugen nämlich halbwegs fehl. Der Ball rollt mittlerweile von Freitag bis Sonntag, in Liga Zwei sogar noch am Montag. Das wurmt besonders den Zweitliga-Fan. Warum?
Freitag 18:00: Auch wenn das Wochenende vor der Tür steht, sitzen viele bei der Arbeit fest, Auswärtsfahrten ohne Urlaub schier unmöglich.
Sonntag 14:00: Eigentlich ganz passabel.
Montag 20:15: Trotz Flutlichtspektakel ein Horror für jeden Fan, der mit seinem Klub im Unterhaus festsitzt. Selbst bei Heimspielen wird es knapp und nach Aue und zurück kommt man auch nur mit zwei freien Tagen.
Aber was gefällt den Spielern eigentlich am besten?
Gladbach bestritt freitags bisher drei Spiele. Zwei Siege, eine Schlappe in Mainz stehen an diesem Wochentag zu Buche. Sonntags ein Erfolg gegen Osnabrück und ein mageres Unentschieden gegen Hoffenheim. Am Montag gab es in Kaiserslautern einen Punkt, dazu den Auswärtssieg in Aue. Macht an jedem Tag im Schnitt zwei Punkte pro Spiel. Der Renner war bisher der Dienstag: 3:0 in St.Pauli, Englische Woche olé! Also war es den Borussen bisher ziemlich schnuppe, wann, wo und wie – am Ende standen zuletzt ja sowieso immer drei Punkte.
Am 9.Spieltag gab es eine neue Konstellation für Borussia Mönchengladbach zu bewältigen. Nach den Aufsteigern Hoffenheim und Osnabrück als Gegner im eigenen Stadion, mussten die Männer von Jos Luhukay am heiligen Sonntag erstmals in die Ferne reisen – 150 Kilometer rheinaufwärts ans Deutsche Eck nach Koblenz.
Eigentlich hätte ich dabei sein sollen bzw. wollen im Stadion Oberwerth. Alles war ausgetüftelt – am Samstag mit fünf Freunden anreisen, einen schönen Abend an Rhein und Mosel verbringen, nachts im Hotel (sprich, Jugendherberge) schlafen und dann am nächsten Tag die Borussia zum Sieg antreiben. Denkste! Fünfzehntausend finden im schnuckeligen Stadion der Koblenzer Platz, macht 1500 Karten für die Gästemannschaft. Inhaber der Auswärtsdauerkarten bekommen sowieso ein Ticket, dann sind zuerst die Mitglieder an der Reihe mit ihrem Vorverkaufsrecht und da keiner von uns Zugriff auf eine dieser Optionen hatte, hieß es hinten anstellen – erfolglos. Morgens um 10 Uhr gingen die Restkarten in den Verkauf und wo sitzt man um diese Zeit als angehender Abiturient? Richtig…
Dabei hatten sich zwei meiner Freunde nach einer kleinen Anekdote geschworen, in Koblenz mit von der Partie zu sein.
Es war der 13.Mai 2006, die beiden befinden sich im Sonderzug zum Auswärtsspiel nach Frankfurt. Köln ist bereits abgestiegen und kurz vor der Durchfahrt am Hauptbahnhof der Domstadt geht die Nachricht um, dass der illustre Verein Tus Koblenz den Aufstieg von der Regionalliga in die Zweite Bundesliga geschafft hat. Schadenfroh singt der gesamte Zug bei der Fahrt durch Köln standesgemäß: „Ihr könnt nach Koblenz fahr’n, ihr könnt nach Koblenz fahr’n…“
Wie sagt man so schön? Hochmut kommt vor dem Fall?
Siebzehn Monate später endet auch die Gladbacher Busfahrt gen Süden etwas früher als sonst. Frankfurt, Stuttgart – Vergangenheit. Koblenz heißt die Gegenwart. Ein Klub mit mehr Potential als der Name verlauten lässt. Trotzdem kommen mir bei Koblenz im Zusammenhang mit Fußball prompt große Namen wie Meppen, Burghausen und Wehen in den Kopf.
Das Ergebnis des Spiels erweckt ausgerechnet den Anschein, dass diese Einordnung gar nicht so falsch war. Doch der Schein trügt. 5:0 – das kann nur ein Kantersieg gewesen sein. War es aber nicht.
Selbst wenn es nach 70 Sekunden 1:0 steht, selbst wenn es mit einem 2:0 in die Halbzeit geht. Bis eine Viertelstunde vor dem Ende ähnelt das Spiel den Auftritten der Borussia in den letzten fünf Partien: Ein vermeintlich sicherer Vorsprung, der dem genauen Betrachter lange Zeit gar nicht so sicher vorkommt. Koblenz hat Chancen. Gladbach kaum, ist aber trotzdem vorne.
Dann senst Bajic den Gladbacher Ndjeng, erneuter Vorbereiter beim ersten Tor nach einer Ecke, an der Eckfahne um. Schiri Perl zückt Rot. Sekunden später taucht der Koblenzer Bogavac frei wie Frank Mill vor dem Tor auf, doch er macht es dem Synonym für Nervenversagen gleich und schiebt den Ball neben das Gehäuse, das mit 18 Quadratmetern immerhin größer ist als mein Zimmer.
Dann entscheiden Friend und Rösler in einer Minute die Partie. Koblenz kann nach dem Platzverweis nicht mehr wechseln, die Borussia hat leichtes Spiel und kontert nach Belieben. Kurz vor Schluss setzt Nando Rafael – mit nun drei Saisontoren bei nur 106 Minuten Einsatzzeit ein Wunder an Effektivität – dem Spiel noch das berühmte I-Tüpfelchen auf und erhöht auf 5:0.
Langsam wird es unheimlich! Nur Freiburg kann der Borussia den Platz an der Sonne noch mit einem ähnlich hohen Sieg in Aachen streitig machen. Und der Sonntag mausert sich zudem zum Gladbacher Geheimtipp – dritter Sieg im vierten Spiel.
Der sechste Sieg in Folge, Tabellenführung, 21 Saisontore (nur 23 im letzten Jahr) – jetzt fehlt nur noch ein Derbysieg gegen den FC und das schwarz-weiß-grüne Glück kennt keine Grenzen mehr. Aber genau den Kölschen verfehlten Sinn für die Realität wollen wir ja nicht nachahmen, oder? Also lassen wir es sein, lehnen uns zwei Wochen zurück und schauen auf die Wand. Warum auf die Wand?
Da hängt die aktuelle Tabelle - eingerahmt...
Montag, 8. Oktober 2007
Fohlengeflüster (3): Sonntagsfreuden
Eingestellt von Jannik um 23:05
Labels: Gladbach, Zweite Bundesliga
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