Samstag, 29. Dezember 2007

Elf des Jahres (9)

Nein, die Elf des Jahres besteht hier nicht aus einem Torwart, einer Viererkette, einer Mittelfeldraute und zwei Mittelstürmern. Elf Videos zeigen, was die Fußballwelt im letzten Kalenderjahr bewegt hat - egal ob im großen Stile oder als kleine Randnotiz.

30. Juli 1966: England besiegt Deutschland im WM-Finale mit 4:2 nach Verlängerung. Das 3:2 durch Geoff Hurst geht als Wembley-Tor in die Geschichte ein und lässt Torwart Hans Tilkowski bis heute nicht in Ruhe. Tofik Bachramow geht ebenfalls in die Annalen ein als "russischer Linienrichter", der mit seinem geschulten Auge auf Tor entschied. Als Dank hat man in Aserbaidschan das Nationalstadion nach ihm benannt - was soll man dem hinzufügen?

29. April 1972: In einem legendären Spiel besiegt Deutschland das Mutterland des Fußballs in dessen Kathedrale Wembley mit 3:1 durch Treffer mit Hoeneß, Netzer und Müller. Viele wollen damals die beste deutsche Elf aller Zeiten gesehen haben, die mit Traumfußball später ihren ersten EM-Titel errang.

26. Juni 1996: EM-Halbfinale England-Deutschland. Und wieder behält die DFB-Elf im altehrwürdigen Wembley-Stadion die Oberhand. Im Elfmeterschießen versagen Gareth Southgate die Nerven, Köpke hält. Im Anschluss bucht Andy Möller das Ticket fürs Finale.

7. Oktober 2000: Vierte Episode des Evergreens
"Deutschland und das Wembley-Stadion". Es ist der letzte Auftritt der alten Arena, bevor die Bagger anrücken und den Neubau einleiten, der 2007 fertiggestellt werden soll. Im EM-Qualifikationsspiel gegen England erzielt Didi Hamann aus 32 Metern per Freistoß den Siegtreffer zum 1:0. David Seaman sieht - wie immer - nicht gut aus. Johannes B. Kerner konstatiert zum Abschluss: "Und wenn Wembley die Kathedrale des Fußballs ist, dann haben die Deutschen hier heute einen kräftigen Schluck Weihwasser gesoffen, das Gesangbuch geklaut und die Kerzen ausgepustet."
Dida Hamann wird demokratisch zum Namensgeber der neuen Brücke vor dem Stadion gewählt. Rein demokratisch natürlich, das sei nochmal gesagt. Am Ende erhält ein schnödes weißes Pferd den Vorzug.

22. August 2007: Wembley ist zurück und Deutschland lässt nicht lange auf sich warten. Im August dieses Jahres wird den Three Lions die Freude über Europas modernstes Stadion mächtig vermiest. Kuranyi und Pander mit einem fulminanten "Brandfackel"-Schuss drehen die frühe Führung der Engländer durch Frank Lampard. Keeper Robinson gräbt sich mit einem weiteren Bock sein eigenes Grab im Hinblick auf seine Karriere im englischen Tor. Philipp Lahm verdient sich als Abräumer vor der Abwehr Bestnoten. Die Wortneuschöpfung "Rumpfelf" wird - wie gesagt - neu geschaffen. Die deutschen Fans singen "Wir ham ein Heimspiel in Wembley" und zum gefühlten ersten Mal feiert eine deutsche Nationalelf einen Sieg mit der in unseren Gefilden inzwischen obligatorischen "Humba". Ein weiterer legendärer Fußball-Abend in London, der geradezu nach einer Fortsetzung schreit.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen