Die Klub-Weltmeisterschaft ist so etwas wie der Confederations Cup für Vereinsmannschaften – sie ist da und keiner weiß warum. Außer Herr Blatter natürlich. Heute ist die dritte Ausgabe des jungfräulichen Turniers zu Ende gegangen – mit einem Ergebnis, das man so auch schon vorher prophezeien konnte.
Von 1960 bis 2004 trafen sich die Sieger der südamerikanischen Copa Libertadores und des europäischen Pokals der Landesmeister meist am Arsch der Welt, um herauszufinden, wer denn nun wahrhaftig die erfolgreichste Spielweise auf dem Globus beheimatet. Kurz vor Weihnachten war Besinnlichkeit dennoch stets Fehlanzeige. Aus diesem Grund schickte es sich besonders in den Siebzigerjahren, die zuvorkommende Einladung von der Südhalbkugel abzulehnen, weil Cruyff, Beckenbauer und Keegan um ihr Wohlbefinden fürchteten.
Afrika, Asien und Co. wurden damals freilich noch nicht berücksichtigt, getreu dem Motto „wer keine WM gewinnt, hat im Weltpokalfinale nichts zu suchen“. In der Tat war der Fokus des Fußballs jahrzehntelang ausschließlich auf das ewige Duell Europa vs. Südamerika gerichtet. Bis heute ist die Suche nach dem Heiligen Gral des Weltfußballs erfolglos geblieben: Beide Kontinente weisen jeweils neun Weltmeistertitel auf. In puncto Weltpokal haben Zuckerhut, Albiceleste und Montevideo hauchdünn die Nase vorn.
Globalisierungs- und Gleichberechtigungsbewegungen machen bekanntlich auch nicht vor dem Fußball halt. Die Einführung der offiziellen Klub-WM unter der Obhut der FIFA überraschte daher nicht wirklich, genauso wenig der Austragungsort Japan – das Land, in dem Olli Kahn Werbespots (auf Japanisch) produziert und die Zuschauer auch beim Aufeinandertreffen der iranischen Giganten von Sepahan Isfahan und des neuseeländischen Fußball-Ungetüms Waitakere United zu Zehntausenden in die Stadien strömen, als ginge es um ihr Leben. Herrn Blatter gefällt’s. Wer hätte auch etwas anderes erwartet?
Der AC Mailand reist dafür um den halben Erdball, trägt seine letzte Partie in der Champions League eine Woche früher aus und heimst sich in der heimischen Serie A ein Nachholspiel im Februar ein. Wenigstens ist bei der globalisierungstechnischen Odyssee etwas für die Rossoneri herausgesprungen: Im Finale wurde Kult-Klub Boca Juniors aus Buenos Aires in einem mitreißenden Spiel mit 4:2 besiegt. Solch ein Spiel erfreut selbst den Gegner der Fußball-Globalisierung, der die Zusammenfassung im DSF interessiert zur Kenntnis genommen hat. Doch warum müssen sich erst Ishafan und Waitakere, dann noch Sahel und Pachuca messen, damit wir mit weit geöffneten Augen konstatieren dürfen, dass die Kräfte im Weltfußball sich nur wenig verrückt haben? Wie schon bei den ersten zwei Ausgaben der FIFA-Klub-WM im Jahre 2005 und 2006 trafen im Finale erneut die Großmächte Europa und Südamerika aufeinander.
Wie so oft ist der Fußball auch in diesem Fall Spiegelbild unserer gesamten Welt. Politische Konflikte, wirtschaftliche Interessen und gesellschaftliche Kontroversen werden immer wieder auf dem Platz ausgetragen. Die G8 der Weltpolitik haben sich im Sommer in Heiligendamm versammelt. Beim Fußball heißt das ganz äquivalent G14, als wolle man unterstreichen, dass die Welt ohne diesen Sport sowieso nicht mehr überleben kann. Wenn die G14 sich zu einem Gipfel zusammenfinden, bleiben die Demonstranten, Sondereinheiten und Wasserwefer jedoch zuhause - mal sehen, wie lange noch.
In Asien rollt neben dem Ball kräftig der Rubel. Das Geschäft mit dem runden Leder boomt wie der gesamte Kontinent. In Afrika schauen sie zeitgleich mal wieder in die Röhre. Dabei könnte Südafrika im „kleinen“ Rahmen einer FIFA-Klub-WM doch ausgiebig für seinen großen Auftritt 2010 proben und unter Beweis stellen, dass alle Sorgenfalten auf meiner Stirn sich umsonst in der Vordergrund rücken.
Sonntag, 16. Dezember 2007
Globalisierung auf FIFA
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