Freitag, 11. Januar 2008

Götterdämmerung in München

Bayerns Götterriege hat einen alt bekannten Halbgott auf den Trainerstuhl für 2008 befördert. Jürgen Klinsmann kehrt zurück an seine alte Wirkungsstätte.

Bayerns Götterbote Karl-Hermes Rummenigge durfte den Anfang machen und feierlich verkünden, dass dem sonst so „gläsernen Verein“ der Coup gelangen sei, in aller Ruhe die Verhandlungen mit Jürgen Klinsmann zu einem aus Münchener Sicht guten Ende zu bringen. Bevor WM-Held Jürhercules Klinsmann sich zu Wort meldete und beteuern konnte, diese Aufgabe sei für ihn "eine große Ehre", war zunächst Kriegsgott Uli Hoenares an der Reihe. Man wolle die Medien darum bitten, den scheidenden Ottmar Hitzfeld in aller Ruhe die Ziele mit der Mannschaft bis zum Saisonende zu verfolgen. „Meisterschaft gewinnen und im UEFA-Cup und DFB-Pokal gut aussehen“ definierte die Führungsriege des Rekordmeisters jene Ziele dann etwas genauer. Ein Titel und zweimal gut aussehen - klingt ungewohnt bescheiden für den großen FC Bayern. Doch um „gut auszusehen“, muss der Trophäenschrank an der Säbener Straße seit jeher weiter gefüllt werden. Halbfinalniederlagen sehen naturgemäß nicht gut aus. Also dann doch das Triple.

Überhaupt präsentierte sich das Triumvirat ungewohnt ruhig. Keine großen Kampfansagen à la „mit Jürgen sind wir auf Jahre nicht zu schlagen“, keine Giftpfeile in Richtung Konkurrenz. Nur die weise Erkenntnis vom Manager, auf die Frage, wie der Querdenker Klinsmann mit der eigenen Philosophie zu vereinbaren sei: „Wir sind ja viele Alphatiere hier oben [auf dem Olymp bzw. Pressepodest, d.Red.]. Aber dazu gehört nicht der Anspruch, Trainer zu sein.“


Die Präsenz der bayerischen Fußball-Gottesriege sollte scheinbar genügen, um ausreichend Eindruck zu hinterlassen. Göttervater Franzeus Beckenbauer lobte dann noch Klinsmanns Auffassung, man müsse „auch mal alte Zöpfe abschneiden“, was jedoch eine ironische Doppeldeutigkeit besitzt. Denn die einzigen „alten Zöpfe“ beim FC Bayern hatten sich heute rund um ihren neuen Helden zur Pressekonferenz versammelt. Zusammen kommen Trainer, Manager, Vize- und Präsident beim Rekordmeister ab dem Sommer auf 343 Länderspiele und sage und schreibe 113 Tore, zu denen Klinsmann und Rummenigge alleine 92 beigesteuert haben.

Aber noch einmal zurück zur Frage „kann das gut gehen?“, die der Kaiser und Göttervater in Personalunion der Rhetorik halber einfach selbst in den Raum warf. Klinsmanns Pfad bei den Bayern ist scheinbar steinfrei, denn ein Stolperstein aus seiner DFB-Zeit ist nun sein Arbeitgeber, dessen Oberhaupt Beckenbauer als Orakel bei der BILD-Zeitung verkehrt, womit wir den zweiten großen Stolperstein aus alten Tagen eliminiert hätten. Klinsmann wird nach München ziehen, bekommt einen großen Trainerstab zur Seite gestellt. Der Weg ist geebnet, ein Haken an der Sache nicht erkennbar. Wenn der FC Bayern doch bloß nicht so begabt wäre, diese Haken in der Not einfach selber herzustellen.
Der FC Bayern habe „einen Trainer gesucht, der ein großes Profil hat und einen guten Charakter, jemanden, der eine eigene Meinung hat“. Ein Wunder, dass sich Otto Rehhagel und Felix Magath auf diese Annonce hin nicht spontan zur Verfügung gestellt haben…

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