Der Weihnachtsspeck belastet die durchtrainierten Waden noch gewaltig, da rollt der Ball schon wieder. Und weil's draußen trotz Klimawandel so arg kalt ist, müssen dafür ein Dach, Kunstrasen, eine Feldkleinerung her und die Stollenschuhe weg. Kurz: Hallenfußball. Früher: "Budenzauber".
Als die Hallenturniere nach dem Jahreswechsel noch unter der Obhut des DFB ausgetragen wurden, gaben sich in der Regel alle deutschen Profimannschaften die Ehre und tauschten die Stollenschuhe gegen für den grünen Teppich besser geeignete Treter. Klinsmann, Sammer und Co. war die Angelegenheit meist zu brenzlig, so dass illustre Vereine wie Hansa Rostock, Greuther Fürth oder die SpVgg Unterhaching unter dem Hallendach ihre größten Erfolge seit der Wende, seit dem Zweiten Weltkrieg oder gar in der Vereinsgeschichte feiern konnten. 2002 hatte der DFB Erbarmen mit den Knöcheln, Kreuzbändern und Oberschenkeln der geradezu unmenschlich belasteten Spieler und ließ das Spektakel „Hallenmasters“ erstmals seit 15 Jahren ins Wasser fallen.
Seitdem krallen sich in der Regel zum neuen Jahr eine Hand voll namhafter und weniger namhafter Brauereien bzw. Versicherungen die Namensrechte für ein Turnier unter dem Dach und richten den ein oder anderen Wettbewerb mit Profibesetzung aus - unabhängig vom DFB natürlich. Anfang letzten Jahres gaben noch zehn Teams aus dem Oberhaus ihre Zusage zu mindestens einer Veranstaltung. Hallenkönig Stuttgart mit drei Teilnahmen feierte anschließend im Mai die Meisterschaft. Gladbach stieg ohne Hallengenuss in die Zweite Liga ab. Ein zweifelhafter Trend, den man da ausmachen konnte.
Großen Fußball gibt es dennoch erst wieder Ende des Monats zu sehen. FC Era-Pack Chrudim, SCR Altach, Lokomotive Leipzig und gar der in Zuge einer Protestbewegung gegen die Kommerzialisierung des Fußballs neu gegründete FC United of Manchester aus der achten Liga Englands – da schlägt das Fußballherz höher. Naja, eher weniger.
In der Halle in Halle (welche Stadt wäre prädestinierter für ein Hallenturnier?) fand gestern die Westfalen-Meisterschaft statt – auf Naturrasen. Im Prinzip ist das alle zwei Wochen auf Schalke nicht anders. Nur dann ohne Bande und mit 2x11 Spielern eben. Es siegte übrigens: Der VfL Osnabrück. Sämtliche Erdkundelehrer der Republik werden sich aus gegebenem Anlass morgen vor dem DFB-Hauptgebäude zu einer Protestkundgebung versammeln. Denn Osnabrück lag schon 1905 nicht in Westfalen, wie die historische Karte beweist und wird auch niemals dort zu finden sein.
Riesa dagegen war Schauplatz der inoffiziellen DDR-Hallenmeisterschaft. Mit dabei: Energie Cottbus, Lokomotive Leipzig, die alten Ostblock-Kollegen von den Bohemians Prag, Carl-Zeiss Jena und Wismut Aue. Äh ‚’schuldigung, Erzgebirge Aue natürlich. Ein anderer Verein aus den neuen Ländern, Rot-Weiss Erfurt, trägt kein Fahrzeug, kein Stromerzeugungsmittel und auch kein chemisches Element im Namen, weshalb der Regionalligist im Nürnberger Frankenland mit dem „Club“, Greuther Fürth und der Fußballmacht Bamberg mitmischen darf. Allein in Mannheim herrschte weitestgehend geografische Korrektheit mit den Teilnehmern Hoffenheim, Lautern, Frankfurt, Offenbach, Karlsruhe und Gastgeber Waldhof. Den Titel riss sich der KSC als Badener Vertreter unter den Nagel.
Also, lieber Fußballgott: Lass den 29. Januar schnell kommen oder verlängere die Vierschanzentournee um sieben weitere Springen. Sonst geh’ ich hier ein bis zum Ende der Winterpause. Denn sieben Stunden Wintersport am Stück sind nun mal auch nicht gesundheitskonform. Verwirrt habe ich mich heute Nachmittag gefragt, seit wann beim Skispringen nicht mehr auf schwarze Scheiben geschossen wird. Aber in 10 Tagen beginnt wenigstens die Handball-EM in Norwegen. Aber warum ausgerechnet in Norwegen? Norwegen, das erinnert mich einfach zu sehr an Wintersport…
Sonntag, 6. Januar 2008
Hallenspe(c)ktakel
Eingestellt von Jannik um 21:19
Labels: Fandasein, Hallenfußball
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