Montag, 11. Februar 2008

Doller Poltergeist

Thomas Doll ist eigentlich als besonnener Typ im rauen Trainergeschäft bekannt. Neuerdings bewegt er sich mit seiner Einschätzung von Schiedsrichter- entscheidungen gegen sein Team aber im Spektrum von Fieberträumen.

Dortmunder Westfalenstadion, pardon, Signal-Iduna Park, kurz nach halb sieben. Im Revierderby zwischen Schwarz-Gelb und Königsblau wird es noch bunter, als es ohnehin schon ist. Dede, Brasilianer mit deutschem Pass, zerlegt den schweizerischen Kroaten Ivan Rakitic mit einem „rohen Foul“ in seine Einzelteile und sieht dafür die rote Karte. Eigentlich eine dankbare Aufgabe für jeden Schiedsrichter und alles andere als Anlass für Diskussionen. Fand wohl jeder, selbst die in schwarz-geld (eigentlich ein Rechtschreibfehler, aber der bleibt, weil er so schön passt). Außer Thomas Doll. Der Coach des BVB empfiehlt Schiedsrichter Gagelmann nach dem Spiel: „Er sollte sich Gedanken machen, was er hier abgeliefert hat. Das kann man nicht akzeptieren.“

Ok, Herr Gagelmann macht nicht den Eindruck eines Kumpeltypen, wenn er mit aufgerissenen Augen einen Spieler - erneut pardon - „zusammenscheißt“. Er scheint nicht gerade einer für gemütliche Picknicke am See oder idyllische Fahrten mit dem Ruderboot zu sein, aber gestern in der 76.Minute hat er so richtig entschieden, wie es eigentlich nur geht. Hat jeder gesehen – nur Thomas Doll nicht. Der zeterte stattdessen durch die Nachberichterstattung bei Premiere, als habe Dede einen seiner Mitspieler an der Mittellinie zerlegt und keineswegs den Gegner. Mirko Slomka kokettierte schon mit einem Schmunzeln über seinen Trainerkollegen, als der immer noch wie ein geschlagener Boxer, der zu Unrecht nach Punkten verloren hat, seine Fingernägel ins Rednerpult kratzte.

Schon vor zwei Wochen, als Dortmund im Pokal gegen Bremen zwei durchaus diskussionswürdige Elfmeter hinnehmen musste, das Spiel aber dennoch gewann, ließ Doll Fünfe so ungerade sein, wie es nur geht und polterte im ARD-Studio umher. Damals ließ sich Thomas Schaaf zu einem kopfschüttelnden Schmunzeln hinreißen.

Amedick, Kovac und Co. können sich glücklich schätzen, dass ihr Trainer sein Pulver neuerdings vorzugsweise im Fernsehen verschießt, anstatt sich die rauen Worte für die Kabine aufzubewahren. Apropos „rau“: Dede hat ab heute vier Partien Bundesliga-Urlaub. Zur Überraschung aller nahm die Borussia das Urteil bereits an. Wohl ohne Einverständnis des Trainers, der vermutlich mit Panzertape an einen Schreibtischstuhl gebunden war, als Michael Zorc mit der DFL telefonierte.

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