Es dürfte in der Bundesliga-Geschichte wenige Trainer gegeben haben, die auf Platz drei stehend und mit dem Erreichen des Champions-League-Viertelfinals auf der Habenseite entlassen worden sind und gleichzeitig nicht beim FC Bayern München unter Vertrag standen.
Dementsprechend ist Mirko Slomka letztendlich den Luxusproblemen seines Vereins zum Opfer gefallen. Er hat sich seit seinem Amtsantritt Anfang 2006 ohne jede Lobby durchschlagen müssen, hat Schalke so nah an die erste Meisterschaft seit 1958 herangeführt wie kein anderer außer Huub Stevens und unter ihm haben es die Königsblauen in der Königsklasse so weit gebracht wie kein anderes deutsches Team seit 2002, das nicht aus Bayern stammt.
Schalke war in Barcelona nicht richtig schlecht, aber sehr unglücklich. Und auch gestern gegen Bremen täuschte das Ergebnis ein wenig über eine sehr gute Schalker Anfangsphase hinweg, in der - wie so oft- alles drin war bis auf ein Tor. Die Offensivqualitäten des derzeit Tabellendritten lassen zwar zu wünschen übrig, aber neben der Spielkultur geben beim Fußball nun einmal die blanken Zahlen und Ergebnisse den Ausschlag. Was die Chancenauswertung betrifft, sehen die ziemlich düster aus. Doch immerhin ist S04 das viertbeste Team in diesem Kalenderjahr.
Mike Büskens und Youri Mulder heißen die königsblauen Interimstrainer, die bis zum Ende schaffen sollen, was man Slomka nicht mehr zugetraut hat: Platz zwei holen. Ausnahmsweise würde man in Gelsenkirchen in diesem Jahr nicht allzu traurig die vierte Vizemeisterschaft in acht Jahren zur Kenntnis nehmen.
Wenn ein Team auf Rang 16 weilt und man dem Coach nicht mehr zutraut, den Verein auf einen Nichtabstiegsplatz zu befördern, erscheint ein Wechsel ja noch ziemlich logisch. Anders sieht es aus, wenn die Gegenwart Rang drei signalisiert und in der Zukunft Platz zwei her muss (was momentan ein winziger Sprung von zwei Punkten ist). Im Fall Mirko Slomka hat in letzter Instanz ein reines Ergebnis zu dieser Entscheidung bewogen, die zu diesem Zeitpunkt wenig nachvollziehbar ist. Es scheint, als sei das 1:5 in Bremen geradezu willkommen gewesen.
Büskens? Mulder? Mit denen wird sicherlich die Spielkultur auf Schalke Einzug halten.
Fred Rutten? Ganz ehrlich, ich musste nachgucken, wo der Mann Trainer ist, kam mir nur als Kandidat für den HSV bekannt vor (aber wer war dort in letzter Zeit schon nicht im Gespräch?). Wenn so der Coach mit dem großen Namen aussieht, weiß ich auch nicht mehr. Man kann nur hoffen, der Name ist nicht mehr als ein Gerücht. Twente Enschede hatte auch mal einen anderen guten Trainer, der zur Zeit zu haben wäre. Na, Hans Meyer, wie wär's?
Und Mirko Slomka? Der kann einen nur Leid tun. Er hat in seinen gut zwei Jahren bei Schalke nicht wirklich eine Chance gehabt, doch die hat er im Prinzip noch relativ effektiv genutzt.
Sonntag, 13. April 2008
Königsblaue Luxusprobleme
Eingestellt von Jannik um 20:31
Labels: Bundesliga
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Wo genau siehst Du den Unterschied, zwischen dem Trainer, dem nicht zugetraut wird das Ziel Rang 15 zu erreichen, und dem Trainer dem nicht zugetraut wird das Ziel Rang 2 zu erreichen?
AntwortenLöschenDer Sprung von 16 auf 15 ist für mich etwas elementarer als der von 3 auf 2. Beim ersten heißt es Bundesliga oder 2.Liga. Für Schalke heißt es derzeit Champions-League-Quali, aber man will anscheinend direkt rein. Das ist jetzt nicht so eine Welt für mich.
AntwortenLöschenOb Schalke am Ende auf 2,3,4 oder 5 steht, darüber könnte unter Umständen ein einziges Spiel entscheiden, wenn es so knapp bleibt wie bisher. Da werden Büskens und Wilmots nicht mehr retten als Slomka unter Umständen kaputt gemacht hätte.