Dreikampf um die Vorherrschaft in den Ohren der deutschen Fußballfans: Christina Stürmer gegen Revolverheld gegen Oliver Pocher, DJ Bobo vorzeitig disqualifiziert
Es ist bezeichnend, dass Oliver Pochers deutschsprachige Version des Frameless-Songs "Black and White" - seinerzeit zur EM 2004 erschienen - weitaus größere Bekanntheit erlangt hat als das Original. Große Turniere finden nur alle vier Jahre statt. Und wenn Fußballfans sich dann schon mit Rock-, Pop- oder Was-auch-immer-Musik beschallen lassen wollen, fällt ihre Wahl gewiss nicht auf irgendwelche Retortenbands, No-Name-Grüppchen oder Castingsängerinnen, die die designierten Turnierhymnen häufig auch noch auf Englisch trällern.
Christina Stürmer hat "Fieber" - so recht nimmt man ihr das nicht ab. Schließlich sagt sie selbst, im Grunde nichts mit Fußball am Hut zu haben. Ihr Lied hat es zudem nicht einmal zum offiziellen EM-Titel gebracht. "Mr. Bombastic" Shaggy nimmt diese Rolle mit "Feel the Rush" ein - ein Jamaikaner singt die Hymne der Europameisterschaft. Paradox irgendwie. Mir soll's schnuppe sein, den großen Erfolg wird er damit diesen Sommer eh nicht landen.
Revolverheld machen es da schon einen Tick besser. Dieses Jahr sind sie so etwas wie die Sportfreunde Stiller der EM. "Helden 2008" taugt annähernd zum Ohrwurm, klingt häufig jedoch wie eine Kopie von "54,74, 90, 2006", der die Einprägsamkeit des Textes jedoch trotz dessen Einfachheit abhanden gekommen ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass "Helden 2008" bislang wenig gehört wurde.
Und so wird Oliver Pocher, man gönne es ihm oder lasse es sein, wahrscheinlich den Titel des EM-Song-Europameisters für sich beanspruchen können. "Komm bringt ihn Heim" kommt mit eingängigem Refrain daher, das Video mit mehr Witz als seine Konkurrenten der Revolverheld- oder Christina-Stürmer-Fraktion. Die Österreicherin beispielsweise sitzt mit ihren Jungs vor einem Wohnwagen und schaut sich die EM im Fernsehen an. Die Kulisse im Hintergrund erinnert an irgendeinen billigen Freizeitpark oder eine IKEA-Filiale. Pocher hat - wie schon 2006 - zwar wieder eifrig geklaut. Aber hier gilt einmal mehr: Besser gut geklaut, als schlecht selbst gemacht. Ich find's gut, zumindest besser als den Rest. Revolverheld ist vielleicht auch noch ganz nett.
Rainhard Fendrich darf zusammen mit den Wiener Sängerknaben ebenso sein Können unter Beweis stellen. Hymne - joa, Ohrwurm - nein. Einen Bezug zur deutschen Mannschaft gibt es freilich auch nicht. Christina Stürmer und Co. sind im wahrsten Sinne des Wortes eben einfach nicht der Hit.
In letzter Zeit hat es zudem für die offiziellen Lieder von ARD und ZDF häufig zu mehr Bekanntheit gelangt. Mal sehen, was die sich diesmal einfallen lassen.
PS: Auch wenn es die Chronistenpflicht verletzt, möchte ich aus ethischen Gründen an dieser Stelle kein Wort über DJ Bobos EM-Song "Olé Olé" verlieren.
Samstag, 10. Mai 2008
Deutschland sucht den Super-EM-Song
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen