Der FC Bayern München darf sich für seine 20. Meisterschaft in der Bundesliga-Geschichte einen vierten Stern aufs Trikot bügeln. Na dann, Glückwunsch!
Zur Saison 2004/2005 hat die DFL, wie es in vielen anderen Ländern ebenso üblich ist, die sogenannten Meistersterne auf den Trikots eingeführt. Auf den Gladbacher Modellen, die seitdem in den Umlauf gebracht wurden, machen sich diese (ich will doch wohl hoffen, in Handarbeit) gestickten, goldenen Sterne ganz nett. Interessierte sich Bruce Darnell für Fußball, würde er an dieser Stelle sicherlich die Wichtigkeit von Accesoires hervorheben. Da er mit Fußball aber wohl wenig anfangen kann und zu allem Übel nicht für den Inhalt dieser Seite verantwortlich ist, hat er hier auch nichts zu melden.
Sechs Vereine in der Bundesliga (seit Mittwoch stimmt diese Aussage Gott sei Dank wieder) dürfen ihre Trikots mit Sternen schmücken. Die Bayern wie gesagt neuerdings mit deren vier, Gladbach mit zwei. Hamburg, Stuttgart, Dortmund und Bremen tragen einen Lone Star über den Rasen. Wenn man nun einmal bedenkt, dass die Borussia, also die einzig wahre jetzt, in 45 Jahren Bundesligageschichte fünf Titel geholt hat und annimmt, dass sienoch einmal so viele für den dritten Stern benötigen wird, dauert es voraussichtlich bis zum Jahr 2053, bis wieder ein Verein mit drei Sternen herumläuft (vorausgesetzt die restlichen Vereine machen proportional weiter wie bisher und Hoffenheim hält sich ein wenig zurück). Ich persönlich könnte damit leben, bis zu meinem 63. Lebensjahr noch fünf Meisterschaften zu gewinnen. Ehrlich gesagt, könnte ich vor meinem Tod sogar mit einer einzigen auskommen. Also, Fußballgott, falls Du das hier lesen solltest...
Die wikipedia zerbricht sicht derweil den Kopf über den Verteilungsschlüssel der Bundesligasterne. Die "italienische Variante" mit zehn Scudetti für einen Stella hätte hierzulande sicherlich nicht viel Anklang gefunden. Je ein Stern für fünf Titel, wie es in der Türkei fabriziert wird, hätte es auch nicht getan (Bayern würde bei seinen vieren bleiben, Gladbach bekäme als einziger weiterer Klub einen ab). Bei einem Stern für drei Titel hätte der FCB genauso gut mit der amerikanischen Flagge, den Stars-and-Stripes, auflaufen können. Dagegen hätten fünf andere Vereine mit je einem Exemplar auskommen müssen.
Hätte die Regelung bereits zum Start der Bundesliga im Jahr 1963 existiert, wäre dem FC Bayern 1973 der erste, 1980 der zweite, 1989 der dritte und eben in diesem Jahr der vierte Sterne zugekommen. Gladbach würde seit 1977 mit zwei Sternen spielen. Hamburg hätte 1983 Zuwachs auf dem Trikot bekommen, Werder 1993, Dortmund im Jahr 2002 und Stuttgart nach der letzten Saison. Es wären also nie mehr als zehn Jahre nach einer Sternenvergabe vergangen und ich lege meine Hand mal leichtfertig dafür ins Feuer, dass es auch bis zum nächsten Mal nicht so lange dauern wird, da Bremen bereits auf seinen zweiten lauert.
Nehmen wir die Verteilung mal so, wie sie ist. Abgesehen davon, dass unter Umständen die gesamte Sternenguckerei überflüssig ist, macht sie nämlich Sinn. Gerechtfertigt finde ich es auch, dass dem BFC Dynamo seine Sterne versagt wurden. Erst mithilfe der Stasi (man munkelt) zehnmal den Titel erringen, und dann auch noch den Sternenhimmel für sich beanspruchen? Nene, Genossen, so jeht dat nüsch.
Mal sehen, wie sich das "deutsche Verfahren" bei der Sternenverteilung in anderen Ligen auswirken würde:
In England hat es seit 1963 zehn verschiedene Meister gegeben. Fünf Vereinen würde dabei mindestens ein Stern zufallen: Liverpool (13 Titel/3 Sterne), Manchester United (12/3), Arsenal (6/2), Everton (3/1) und Leeds (3/1).
Die italienische Serie A hat im selben Zeitraum zwölf Meisterklubs gesehen. Nur drei würden jedoch vor lauter Erfolg Sterne sehen: Juventus Turin (15 Titel/3 Sterne), AC Mailand (9/2), Inter Mailand (7/2). Die AS Roma könnte sich am nächsten Wochenende den ersten Stern erspielen, falls sie Inter noch abfängt.
In Spanien sind die Meisterschaften etwas einseitiger verteilt. Sieben Vereine waren dort in den letzten 45 Jahren erfolgreich. Real Madrid (22 Titel/4 Sterne), Barca (10/3), Athlético Madrid (5/2) und Valencia (3/1) sind die einzigen vier Klubs, die Sterne auf ihren Jerseys tragen dürften.
Ein um Lichtjahre einseitigeres Bild bietet derweil die schottische Premier League. Die Glasgower Rivalen Rangers und Celtic haben 92 der 111 Meisterschaften in der Historie unter sich ausgemacht. Insgesamt hat es in mehr als einem Jahrhundert erst elf verschiedene Sieger gegeben - genauso viele wie in 45 Jahren Bundesliga. Seit 1985 hat es keinen anderen Meister mehr gegeben, zwischenzeitig holten die Rangers gar neunmal in Folge den Titel.
Zum Schluss bleibt aus deutscher Sicht also folgendes Fazit stehen: Verteilungsprinzip - in Ordnung, Sterne - nett, aber letztendlich ein krampfhafter Versuch das zu tun, was die meisten machen, nur um sagen zu können, dass man es tut. Wie das eben heutzutage häufiger der Fall ist.
Montag, 12. Mai 2008
Star-Spangled Bayern
Eingestellt von Jannik um 16:53
Labels: Ausland, Bundesliga, Einwurf
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