Freitag, 23. Mai 2008

Vorzeigetrainervernichtungsanlage

Besser bekannt unter dem Namen Ballspielverein Borussia 09 e.V. Dortmund.

Vorab erst einmal ein Dankeschön an die deutsche Sprache, dass sie vierfach zusammengesetzte Nomen mit 33 Buchstaben ermöglicht. Danach zur Sache:

Jürgen Klopp trainiert ab dem 1. Juli, sprich ab der nächsten Saison, den BVB. Klopp kommt von Mainz 05. Die sind letzte Saison Vierter in der 2. Bundesliga geworden, Dortmund beendete die Spielzeit im Oberhaus auf Rang 13. Anschaulich, aber absolut unrealistisch, ausgedrückt verbessert er sich also um neun Plätze. Sportlich ein Karrierehopps, prestigetechnisch - um es mit Neil Armstrong zu sagen - "a giant leap".

Das Ende der Ehe Klopp-Mainz machte Sinn. Irgendwann hätte ich auch die Schnauze voll von Karnevalsverein und ZDF. Ob es bei ihm nach 18 Jahren ganz so schlimm gewesen ist, bleibt unklar, doch der Drang nach Veränderung wird ihn letztendlich zu seiner Entscheidung getrieben haben. Zumal er nun seit Jahren durchweg gelobt wurde, sich keinerlei Kritik stellen musste. Irgendwann entsteht dann zuviel positive Routine, so dass der berüchtigte Tapetenwechsel lautstark ruft. Klingt komisch, dass ein Dasein als Vorzeigetrainer irgendwann stört, aber der Mensch lechzt nach Herausforderungen.

Um seine Wahl pro Dortmund zu beschreiben, entscheide ich mich - womit ich einem "falsch" oder "richtig" aus dem Weg gehe - für ein nüchternes "mutig". Entweder sie jagen ihn spätestens nach der nächsten Saison aus dem Verein - Watzke und Zorc tragen die Mistgabeln, die Fans werden ihnen folgen - oder Dortmund qualifiziert sich diesmal richtig für den UEFA-Cup und gilt im Sommer 2009 als Meisterschaftskandidat. Für mich ist das Unternehmen Klopp eine "hopp"- oder "top"-Geschichte.

Es ist wichtig, dass es Jürgen Klopp jetzt endlich mit 40 Jahren in die weite Fußballwelt hinauszieht und er einen neuen Schritt wagt. Entweder er beweist, dass sein Konzept und seine Trainerideologie überall ankommen und Erfolg kein Mainzer Phänomen war, oder - was wir ihm nicht wünschen wollen - seine Zeit in Dortmund ist schneller vorbei als sie begonnen hat.

Man spricht besonders in den Medien gerne vom "Trainertyp Doll/Klopp". Das umschreibt einen jungen und dynamischen Coach, der "die Sprache der Spieler" spricht und in diesen Fähigkeiten den Schlüssel zum Erfolg sieht. Ein Mitglied des Duos ist vor Wochenfrist zum zweiten Mal gescheitert. In Hamburg ging es von 18 auf 3 und wieder zurück auf 18. Dann war Schluss. Den BVB übernahm Doll mitten im Abstiegskampf der Saison 06/07. Nach dem 5. Spieltag der abgelaufenen Spielzeit stand Dortmund auf Rang 4, es ging runter auf 13. Trotz Pokalfinale und UEFA-Cup-Quali gingen dann für Doll die Lichter aus. Er drückte den Schalter freiwillig, weg ist er trotzdem.

Entweder Klopp wirft seinen "Partner", den er nie zu seinem "Partner" gemacht hat, über Bord und hat in Dortmund Erfolg, oder der "Trainertyp Doll/Klopp" gilt in einem Jahr als gescheitert. Da war es schon wieder: Ein "entweder, oder".

Vielleicht muss sich Klopp auch ärgern, dass er die Verhandlungen mit dem BVB wohl bereits nach Dolls Rücktritt am Montag aufgenommen hat, spätestens am Dienstag. Vor zwei Tagen, am Mittwoch, hat Bayer Leverkusen Michael Skibbe geschasst. Wäre ich Trainer, ich würde lieber in Leverkusen als in Dortmund arbeiten. Mal sehen, wie lange es dauert, bis ich hier über den "Typ Slomka" sprechen kann und mich frage, ob der Ex-Schalker in Leverkusen bestehen kann.

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