Die 23 Glücklichen stehen fest. 23 Spieler, die der Reihe Brüssel, Rom, London eine vierte europäische Metropole hinzufügen sollen: Wien. Anpfiff für's EM-Tagebuch.
Ich muss sagen, dass es sich die EM erst seit heute so richtig bequem in meinem Kopf machen kann. Zwischen Abizeitungsstress und Notenverkündung stand hier sechs Tage lang alles still und so manches bei mir zuhause Kopf.
Das Spiel gegen Weißrussland lief irgendwie nebenbei, während ich auf dem Laptop versuchte 208 Seiten Abizeitung ins PDF-Format zu bringen und dabei einem Nervenzusammenbruch nahe war. Scheint auch nicht so schlimm gewesen zu sein, irgendein Spiel über das man in ein paar Jahren nochmal in der Länderspielchronik stolpern wird. Es war nicht gut, aber kein Weltuntergang.
Es sei denn, der dürftige Auftritt in Lautern ist die viertletzte Partie vor der Sommerpause gewesen - sprich, Jogis Jungs verabschieden sich bereits nach der Vorrunde. Die Euro 2008 (selbst in meiner Kindheit hieß das noch nicht so) würde sich dann nahtlos in meine persönliche EM-Historie einfügen, die mit dem Titel begann. Es folgten bekanntlich zwei Turniere ohne jeden Sieg. Morgen mehr dazu.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemals solch ein Bohei um eine Kaderzusammenstellung gemacht worden ist wie in diesem Jahr. Die metaphorische Bekanntgabe der vorläufigen 26 Helden (naja, ok, nicht alle verdienen sich diesen Titel, egal was noch kommt) wird sich direkt nach Mariä Verkündigung auf Platz zwei in der "Rangliste der weltbewegendsten Verkündigungen der Geschichte" einreihen. Falls RTL irgendwann die Themen bei "Die 10...blablabla" ausgehen sollten...
Man konnte sich kaum dagegen schützen, mit "exklusiven" Kadernominierungsspielchen bombardiert zu werden. Zufällig bin ich in einem meiner viel zu zahlreichen E-Mail-Postfächer auf die 23 Spieler gestoßen, die ich vor ein paar Wochen auf sport1.de aufgestellt habe. Und jetzt, wo die endgültigen Entscheidungen gefallen und drei der 26 im Recall gescheitert sind, kann ich vermelden, dass 22 meiner 23 damals angeklickten Spieler am Samstag im Team stehen werden. Einen einzigen habe ich verbockt: Ich hätte Robert Enke für Timo Hildebrand zuhause gelassen, wobei mir Löws Wahl letztendlich doch sinnvoller erscheint.
Unerklärlich, wie ich auf David Odonkor kam. Schließlich stand noch nie ein schlechterer Spieler im Aufgebot für ein großes Turnier (lasse mich gerne eines Besseren belehren). Marko Marin bleibt dafür zuhause. Hätte Löw den Jungen gleich außen vor gelassen, könnten wir ganz anders über diese Entscheidung reden. Jetzt kann ich es nicht nachvollziehen. Erst der Hype, dann das erste Länderspiel und am Ende schmeißt er ihn auf einmal raus. Naja, vertrauen wir unserem Bundestrainer einfach mal.
Jedenfalls kann es jetzt los gehen. Wenn es nach mir geht. Samstag schnell das Spiel gegen Serbien mitnehmen, hoffentlich die Wogen etwas glätten und dann frohen Mutes in die Schweiz fahren. Wenn es doch nur so einfach wär'.
Donnerstag, 29. Mai 2008
EM-Tagebuch (1) -
Das richtige Näschen
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