Lukas Podolski ist wieder ganz der „Alte“ in diesen Tagen. Scherze am laufenden Band, permanent gute Laune und schon drei EM-Treffer. Der 23-jährige macht einfach Spaß – auf und neben dem Platz.
Der 22. November 2003 war eigentlich kein guter Tag aus Kölner Fußballsicht. Der FC verlor am 13. Spieltag zum zehnten Mal in jener Spielzeit, weilte mit nur sieben Zählern am Tabellenende. Niemand müsste sich mehr an diesen Tag erinnern – vermutlich tut es auch kaum jemand –, wenn da nicht ein 18-jähriger Amateur sein Debüt auf der großen Bundesliga-Bühne gegeben hätte. Dass Lukas Podolski drei Wochen später sein erstes Tor ausgerechnet mit dem Kopf erzielte, verwundert heute doch schwer – vier Jahre und knapp sieben Monate nach dem Premieren-Treffer in Rostock. Denn Kopfballtore tummeln sich nur wenige auf Podolskis fußballerischer Karteikarte, die mittlerweile 99 Treffer aufweist.
Trotz seines zweijährigen Bankdrückerdaseins bei den Bayern hat er seine gute Quote bewahrt. Am Mittwoch soll im 210. Pflichtspiel als Profi (in der Bundesliga, 2. Bundesliga, im UEFA-Cup, der Champions League, dem DFB-Pokal und der Nationalelf) das Jubiläumstor Nummer Einhundert folgen. Doch es sind – nicht nur – seine Verdienste auf dem Fußballplatz, die den Jungen aus Bergheim zur Kultfigur haben werden lassen. Erreichte er vor ein paar Jahren noch Schwindel erregende Werte auf der Äh-und-Ömm-Skala, schwappt es heute flüssig und ungewohnt inhaltsreich aus seiner Kölschen Schnauze. Man kommt gar nicht drum herum, den Fußballer und vor allen Dingen den Menschen Lukas Podolski in sein Herz zu schließen. Was er sagt, hat noch nicht ausnahmslos Hand und Fuß, aber mittlerweile zumindest sieben Finger und acht Zehen. Das ist schon eine ganze Menge in der Welt der rhetorischen Kleinrentner des Fußballzirkus.
Während ihm das Lachen auf der Bayern-Bank in der letzten Saison zunehmend vergangen ist, präsentiert er sich in diesem Tagen am Lago Maggiore ganz als der „Alte“. Da vergisst er in der Pressekonferenz glatt – egal ob gewollt oder ungewollt – den Gegner aus dem ersten Vorbereitungsspiel vor der EM (Weißrussland – Pressesprecher Harald Stenger hatte aufgepasst). Und auf die Frage, wer denn für seine permanent gute Laune bei der Nationalelf verantwortlich sei, antwortet er mit dem gewohnten Lausbubenlachen im Gesicht: Mit Harald Stenger verstehe er sich sehr gut. Die beiden gingen von Zeit zu Zeit auch gemeinsam in die Sauna. Wobei ihm dieser Teil der ungleichen Freundschaft in Anspielung auf Stengers Gewichtsprobleme eher weniger Freude bereite.
Diese sympathische Schlagkräftigkeit, mit einem gehörigen Schuss Bodenständigkeit, ohne Anflüge von Arroganz, ist es, die ihn von der Masse abhebt. Die ihn vom Riesentalent zum Medienstar und Kultobjekt werden ließ. Wenn man Lukas Podolski so bei der Pressekonferenz sitzen sieht, rechnet man stets damit, dass er gleich aufsteht und seinem Nebenmann Schlagsahne ins Gesicht sprüht. Podolski ist einer, der früher den Lehrern Furzkissen auf den Stuhl gelegt haben dürfte, ohne dafür gescholten zu werden. Denn dem jungen Vater mit 52 Länderspielen auf dem Buckel kann man partout nicht böse sein. Egal, was er tut.
Montag, 23. Juni 2008
EM-Tagebuch (29) -
Der Lümmel von der linken Seite
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