Donnerstag, 26. Juni 2008

EM-Tagebuch (35) -
Mit Monita ins Endspiel

Schüler, die gestern mit einem Schnitt von 3,9 nach Hause gekommen sind, dürften keinen schönen Tag verlebt haben. Für die deutsche Nationalmannschaft heißt es dennoch "bestanden" - und ab ins Endspiel.

Lehmann: Strahlte nicht annähernd die Sicherheit des Portugalspiels aus. Orientierungslos bei beiden Gegentoren. Wollte den Ball beim 2:2 schon aufnehmen, sah Semih nicht heranrauschen. Hat den guten Trend nicht bestätigt – 4,5.

Lahm: Bis zur 90. Minute eindeutiger 5er-Kandidat. Dann mit beherztem Vorstoß und dem goldenen Tor. Spielte haarsträubende Fehlpässe, an beiden Gegentoren mitschuld. Ließ sich von Sabri geradezu überlaufen. Genie und Wahnsinn treffen sich bei einer 3,5.

Mertesacker: Machte erneut einen ganz schlechten Eindruck. Neben den bekannten, eklatanten Mängeln in der Spieleröffnung auch erneut unsicher in der Defensive. Verlor entscheidende Zweikämpfe vor beiden Gegentoren. Ein Wunder, dass trotzdem am Ende der Finaleinzug stand. Glatte 5.

Metzelder: Wie gegen Portugal insgesamt einen Tick besser bzw. weniger schlecht als Mertesacker. 80% gewonnene Zweikämpfe sind überragend, täuschen jedoch über den Gesamteindruck hinweg. Wirkte insgesamt etwas abgeklärter als sein Nebenmann, deshalb noch eine 4.

Friedrich: Nicht annähernd mit der Souveränität des Viertelfinals, zu wenig Entschlossenheit, fand vorne überhaupt nicht statt. Leistete sich anders als der Rest der Abwehr jedoch keine haarsträubenden Fehler, deshalb wie Metzelder noch eine 4. Edit: Mir ist sein komatöses Verhalten vor dem 0:1 entgangen, als er sich wie in einer anderen Zeitzone bewegte und Ugur widerstandslos einschieben ließ. Deswegen keine 4, sondern eine 4,5.

Hitzlsperger: Schoss dreimal aufs Tor, wirkte vorne präsenter als hinten. Ab und zu haperte es an der Genauigkeit. Schickte Podolski klasse auf die Reise zum 1:1. Nach seinem guten Zuspiel hätte Podolski kurz danach selbst treffen können. Hitzlsperger spielte mit Lahm den Doppelpass, der zum Siegtor führte. Vorne gut, hinten mit Defiziten, aber noch in Ordnung – 3,5.

Rolfes: Unglücksrabe des Spiels – jedoch bezeichnend, dass ausgerechnet er mit einer Platzwunde zur Pause raus musste. Fand nicht so sehr ins Spiel wie gegen Portugal, sehr nervös und fehlerhaft im Aufbauspiel. Keine Empfehlung fürs Finale – 5.

Podolski: Wie gegen Portugal als Vorlagengeber erfolgreich. Hätte wenig später bei einem Konter die Führung besorgen können, wenn nicht müssen. Blasser als in den letzten Partien, jedoch wie immer mit Kampf und Einsatz. Erst bei der Humba richtig auffällig – 3,5.

Ballack: Nur 40 Ballkontakte sind viel zu wenig, auch wenn ihm Mehmet 90 Minuten lang auf den Füßen stand. Ging sicherlich wieder viele Wege, jedoch wirkungslos im Angriffsspiel. Wurde eher hinten rein getrieben. Stark abgebaut gegenüber den letzten Spielen – 4,5.

Schweinsteiger: Bester Deutscher – traf nach einer Beinahe-Kopie aus dem Portugal-Spiel zum 1:1. Ackerte unermüdlich, fand als einziger schnell ins Spiel. Ging in die meisten Zweikämpfe und schlug sich sehr wacker – 2,5.

Klose: Stand im richtigen Moment am richtigen Ort und schlug eiskalt zu. Das 2:1 war sein einziger Torschuss und einer von nur 14 Ballkontakten. Sein 41. Länderspieltreffer mildert einiges, auch für ihn eine gnädige 4.

Frings ab 46.: Kam für den verletzten Rolfes. Ohne Fehlversuch bei 20 gespielten Pässen, tadellose Zweikampfbilanz. Machte die Mitte wenigstens weitgehend zu, blieb aber absolut unauffällig im Spiel nach vorne. Aus diesem Grund „nur“ eine 3.

Jansen ab 90.+2.: In der Nachspielzeit ins Spiel gebracht. Ohne Ballkontakt. Ohne Wertung.


Aufstellung:
Lehmann – Lahm, Mertesacker, Metzelder, Friedrich – Rolfes (46. Frings), Hitzlsperger – Podolski, Ballack, Schweinsteiger – Klose (90.+2 Jansen)

Tore:
0:1 Ugur (22.), 1:1 Schweinsteiger (26.), 2:1 Klose (79.), 2:2 Semih (86.), 3:2 Lahm (90.)

Gelbe Karten: Semih

Danke an den ZDF-Videotext!

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