Sonntag, 10. August 2008

Sonniges Schattenspiel in Bielefeld

Niemand hat mit einem höheren Sieg die 2. Runde erreicht. Doch ebenfalls niemand hat gegen einen unterklassigeren Gegner gespielt. Hört sich schwer nach Pflichtsieg an - mit Licht zu Beginn und Schatten in Hälfte zwei.

Man geht eigentlich davon aus, dass ein fünfmaliger Deutscher Meister in der nunmehr 73-jährigen Pokalgeschichte wenigstens einmal ein zweistelliges Ergebnis gegen einen Amateurverein auf die Beine gestellt hat. Doch das höchste Ergebnis, auf das Borussia Mönchengladbach zurückblicken kann und konnte, ist ein 8:0 beim Nachbarn aus Viersen. Keineswegs eine Schande, aber wenn der Vereinsrekord sozusagen auf dem Präsentierteller liegt, dann will man ihn sich auch holen. Genau das hat die Borussia versäumt. Am Ende stand nur ein 8:1 beim Landesligisten Fichte Bielefeld.

Das Wörtchen „nur“ spiegelt auf keinen Fall Vermessenheit und Größenwahnsinn wieder. Wer gesehen hat, wie die Borussia den Siebtligisten in der Anfangsphase überrollte und im Nu fünf Tore erzielte, der wird diese Meinung teilen. Zwei Gänge runter hin oder – ein 1:1 in Hälfte zwei zeugt nicht gerade von Konsequenz beim Abschießen eines zunächst völlig überforderten Amateurvereins. Vielleicht hat mich das 7:1 damals in Offenbach auch nur teuflisch verwöhnt.

Phasenweise sah das gestern jedoch richtig gut aus. Baumjohann, Marin und Matmour hielten das Tempo lange Zeit so hoch, dass die Tore im Drei-Minutentakt fielen. Zwischenzeitlich lag Gladbach auf Kurs eines 27:0. Die Mannschaft strahlte einen unvergleichlichen Killerinstinkt aus, genau jene Durchschlagskraft gegen eine unterlegene Mannschaft, die man von ihr jahrelang nicht gewohnt war. Dann kam die Halbzeit und damit das Ende des Torreigens. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jos Luhukay seinen Jungs in der Halbzeit mitgeteilt hat, die Torfabrik auf Sparflamme runterzufahren. In seinen Aussagen nach dem Spiel lobte er ausschließlich die Anfangsphase bzw. die erste Hälfte. Vom Rest war keine Rede – als wolle er nach einem souveränen 8:1 nicht als Spielverderber dastehen.

Ohnehin gibt es in der ersten Runde rein gar nichts zu gewinnen. Verloren hat die Borussia jedoch genauso wenig, weshalb dieses Auftaktspiel allenfalls in die Kategorie „Pflicht erfüllt“ fällt. Trotz vieler Verletzungen verblüffte die Aufstellung dann doch. Spätestens jetzt darf man Jos Luhukay abnehmen, dass so etwas wie eine Stammelf in seinem Konzept tatsächlich nicht existiert. Nach den Glücksgriffen der vergangenen Saison lege ich unser Schicksal ganz vertrauensvoll in seine Hände. Der Mann scheint schließlich zu wissen, was er tut. Es gibt ein Saisonziel – und ob nun eine Doppel-Sechs, ein 4-2-3-1 oder eine Raute die nötigen 40Punkte einfährt spiel keine Rolle.

Apropos Saisonziel: Vor ein paar Wochen habe ich noch einen kleinen weiteren Wunsch drangehängt – ein Heimspiel im DFB-Pokal. Jos Luhukay wird in dieser Hinsicht nichts zu melden haben. Doch 50:50 ist keine ganz so schlechte Quote, dass Ende September der Borussia-Park im Flutlicht erstrahlt und 50.000 Zuschauern Pokalluft um die Nase weht. Es wäre das erste Mal seit Anfang 2004, was nicht unbedingt auf übermäßiges Lospech zurückzuführen ist. In der ersten Runde geht es ohnehin immer auswärts gegen einen unterklassigen Verein. Zuletzt kam dreimal das Aus auf fremdem Platz in Runde zwei. Zu losen gab es demnach nicht viel in den letzten Jahren. Auf dass es dieser Jahr anders werde.

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