"Das ist ein Mimosenhaufen geworden, das ist schier unglaublich. Die sollen ihren Mund halten und Fußball spielen."
- Franz Beckenbauer auf Premiere über das eskalierende Hickhack in der Nationalmannschaft
London im Herbst muss verdammt langweilig sein. Erst Recht mit hochgelegtem Bein auf der Wohnzimmercouch. Noch ist nicht klar, ob bei Michael Ballack ein paar Synapsen durchgebrannt sind, oder ob er Löws Devise, sich als Kapitän durchaus auch einmal kritisch zu äußern, einfach falsch verstanden hat.
Es hat schon einige Spieler gegeben, die mit zunehmendem Alter eine Art Fußball-Demenz entwickelt haben. Die nicht nur senil über den Platz rannten, sondern sich abseits desselben genauso äußerten. Doch dafür ist Michael Ballack eigentlich noch nicht alt genug. Sieht er nach dem verlorenen Champions-League-Endspiel, der für ihn unterdurchschnittlichen EM und den zuletzt mäßigen Auftritten in der WM-Quali etwa seine Felle davon schwimmen? Woher kommt das plötzliche Best-friends-forever-Getue mit Torsten Frings? Fragen über Fragen rund um den „Capitano“, der derzeit dünnhäutiger auftritt als Captain Smith von der Titanic. Vielleicht hat er das Schiff mit der neuerlichen Kritik an Jogi Löw endgültig gegen den Eisberg gelenkt.
Frings zeigt derweil die gleichen Symptome wie Ballack. Wenn demnächst jeder mit Rücktrittsgedanken spielt, nur weil er zwei Spiele hintereinander nicht in der Anfangsformation stand, müssen wir bald aus Spielermangel Didi Hamann und Carsten Ramelow reaktivieren. Zu Recht wird dieser Tage immer wieder auf Oliver Kahn verwiesen. Von der Art und Weise, wie der seine weitaus gravierendere Degradierung 2006 ertrug, kann sich ein Frings eine dicke Scheibe abschneiden.
Der DFB hat aus sportlicher Sicht ein mehr als solides Jahr hinter sich. Nur bei der EM hat die Nationalmannschaft Niederlagen einstecken müssen. Mal stimmte das Ergebnis, mal die Spielweise. Und ab und zu auch beides. Unterm Strich konnte man meist damit leben. Das Hickhack dieser Tage ist da mehr als unnötig. Ballack und Frings kämpfen gegen selbstgebaute Windmühlen, die allein Löws forcierter Konkurrenzkampf antreibt. Unter Umständen werden Don Quijote und Rosinante auch aus diesem Kampf als Verlierer hervorgehen.
Donnerstag, 23. Oktober 2008
Don Quijote und Rosinante
Eingestellt von Jannik um 20:23
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