Schon vor einigen Monaten hat Manni Breuckmann seinen Abschied vom Mikro bekannt gegeben. Jetzt naht das Jahresende und damit der Moment, in dem es endgültig wird: Die aktuell bekannteste Stimme der ARD-Samstagskonferenz sagt "bye bye Bundesliga, willkommen Altersteilzeit". Eine Hommage an den Mann, der den Fußball im Radio personifiziert, seit ich denken kann.
Neuss gegen Wattenscheid, Regionalliga West, 1972 – mittlerweile haben sich die Eckdaten von Manni Breuckmanns erstem Live-Kommentar im Radio herumgesprochen. Wenn im Dezember vollendet wird, was vor mittlerweile 36 Jahren begann, werden die Protagonisten auf dem Platz jedoch nicht mehr für ein Anhängsel von Düsseldorf und einen Bochumer Vorort spielen. Mit Neuss und Wattenscheid muss er sich höchstens noch auf der Autobahn rumschlagen, wenn es ihn samstags in eines der großen NRW-Stadien zieht, wo Schalker ihn dann wieder als BVB-Fan abstempeln und wo er in Dortmund als Königsblauer durchgeht.
Die "Stimme des Westens" - obwohl dieser Titel ja eher Kurt Brumme gebührt - ist längst zur Legende am Mikro aufgestiegen. Breuckmann reiht sich ein in den erlauchten Kreis jener Reporter, die mit ihrer Stimme noch posthum CDs verkaufen und verkaufen werden. Der 57-jährige WDR-Mann hängt seine Stimme an den Nagel – "bye bye Bundesliga, willkommen Altersteilzeit". Da kennt auch der WDR kein Erbarmen.
Man vergisst leicht, dass Leute, die ihr Geld verdienen, indem sie über Fußball reden, irgendwann auch älter werden. Es ist zwar längst noch nicht zu befürchten, dass Manni Breuckmann mit seinen 57 Lenzen in geraumer Zeit hinter dem Mikro kollabiert. Doch sein Abschied aus dem aktiven Geschäft scheint ihn ebenso wenig in eine Lebenskrise zu stürzen. Er nimmt es relativ gelassen, obwohl sein Angebot, die passive Zeit etwas aktiver als rechtlich vorgesehen zu gestalten, den WDR nicht gerade in Jubelstürme versetzt hat. „DerWesten“ sagt, Sabine Töpperwien habe bei dieser Entscheidung eine tragende Rolle gespielt. Ausgerechnet die Frau, die wie Breuckmann ebenfalls mit von der Partie ist, seitdem der Fußball für mich überhaupt existiert. Mit beiden bin ich also groß geworden. Doch allein „Manni“ hat sich in mein Herz geredet. Und ich kann nicht behaupten, dass viele Reporter, sei es im Radio oder im Fernsehen, solch einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
Der Mann hat es mit seinen Reportagen sogar so weit gebracht, dass er den Job des Radiokommentators für mich geradezu personifiziert. Breuckmann ist das Tempo-Taschentuch seiner Zunft. Die Nivea-Crème unter den Sportreportern. Wie ein Haribo-Goldbär am Mikrofon – einzigartig, authentisch und geradezu stilbildend. Einfach „Kult“ eben. Ein würdiger Nachfolger ist jedoch nicht in Sicht. Wie auch? Schon vor mehr als vier Jahren hat Breuckmann selbst bemängelt, dass die neue Generation kaum Chancen habe, ein eigenes Profil zu entwickeln. Kürzere Schaltungen, kompaktere Berichterstattung. Alles eher gebündelt wie eine Platte mit Canapés. Nicht mehr das üppige Buffet alter Tage mit Buletten und Bockwürsten. „Wir sind Roboter geworden“, sagte er damals dem „Spiegel“.
Verdiente Fußballer erhalten zum Abschluss ihrer Karriere ein echtes Abschiedsspiel – mit einer Mannschaft namens „XY & Friends“ auf der einen, dem Stammverein auf der anderen Seite, mit Andrea Bocelli und einem bombastischen Feuerwerk. Manni Breuckmann sollte dieselbe Ehre zuteil werden. Er am Mikrofon, irgendwer auf dem Platz, vielleicht auch niemand. Denn einer wie Breuckmann könnte mit Sicherheit ein ganzes Spiel improvisieren.
Freitag, 31. Oktober 2008
Einer wie keiner
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Sehr schöner "Nachruf". Kann das nur absolut unterstreichen. Wenn man hier in NRW, also "zwischen Rhein und Weser", aufgewachsen ist, dann war Breuckmann einfach DIE Stimme des Fußballs. Da wird auch mir definitiv ein Stück fehlen...
AntwortenLöschenAuch genial zu diesen Zeiten war Jochen Hageleit, der aus Duisburg und Gladbach berichtet hat, unter Brumme, Dietmar Schott und Eddi Körper. Jetzt ist nur noch Tom Beyer einer der echten...
AntwortenLöschenDietmar Schott hab' ich auch noch "aktiv" miterlebt. Für mich das personifizierte Funkhaus. Und seine Speichelproduktion war sehr hoch... glaubt man den Geräuschen am Satzende.
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