Sonntag, 26. Oktober 2008

Mannschaft der Stunde (13)

FC Barcelona: Es ging gar nicht gut los. Josep Guardiolas Pflichtspieldebüt auf der Trainerbank gegen Krakau glückte zwar mit 4:0. Doch im Rückspiel gab es bei den Polen – mit dem hohen Hinspielerfolg im Rücken – schon die erste Pleite. Zum Auftakt in „la liga“ setzte es dann eine Niederlage in Numancia. Zuhause holte Barca nur ein dürftiges 1:1 gegen Santander.

Aber dann drehten die Katalanen mächtig auf. Inzwischen stehen neun Pflichtspielsiege in Folge zu Buche – sechs in der Liga, drei in der Champions League, wo man als einziges Team noch eine blütenweiße Weste hat. Dabei erzielte die Torfabrik um Messi, Eto’o und Henry 38 Tore in 14 Pflichtspielen, gewann je zweimal mit 6:1 und 5:0.

Pep Guardiola hatte es nicht sonderlich schwer als Nachfolger von Frank Rijkaard. Den Holländer hatte man zuletzt regelrecht vom Hof gejagt. Eine Klub-Legende wie Guardiola wird da freilich mit Kusshand empfangen. Mittlerweile hat der Neuling auf dem Trainerstuhl die Sympathien auch gerechtfertigt. Der Erfolg gibt ihm Recht: Barca steht so gut wie im Achtelfinale der Champions League. Unter der Woche wurde der kleine FCB, der Initialienvetter aus Basel, mit 5:0 überrollt. Gestern musste Almeria nach einer guten halben Stunde befürchten, zweistellig in Nou Camp abgefertigt zu werden. Letztendlich war der Torreigen nach 36 Minuten beendet. Barca zeigte sich gnädig mit den Andalusiern. Wer sich’s leisten kann…

Guardiola hat den Klub, bei dem er 17 Jahre als Profi agierte, nicht nur ergebnistechnisch auf die rechte Bahn zurückgeführt. Er hat den Katalanen auch eine große Portion Lässigkeit verpasst. Mit kurzer Krawatte und hochgestelltem Kragen ist er der Bilic von Spanien. Der Torreigen der vergangenen Tage lässt den 37-jährigen jedoch relativ kalt. Nüchtern vermerkt er auf marca.com, dass es allein darauf ankomme, die Spiele zu gewinnen - ein Katalane im Herberger-Pelz.

Barcas Anhänger zeigen sich dagegen weitaus euphorischer. User „leo.messi10“ schreibt, dass die Katalanen „derzeit den besten Fußball zeigen – anders als Madrid, das unter Schuster Langeweile verbreitet“. Damit meint er wohl nicht nur den spanischen Fußball. Ohne Anflug von Größenwahnsinn kann man das Urteil getrost auf ganz Europa und damit auch auf den ganzen Globus ausweiten.

„hewson“ gesteht ein, dass er zu Beginn seine Zweifel an der Lösung Guardiola hatte, weil er glaubte, Barca brauche „einen Trainer mit mehr Erfahrung“. Doch jetzt seien „die anfänglichen Zweifel vollster Überzeugung gewichen“. „Bravo Pep!“ hallt es derzeit bei den Katalanen aus allen Ecken. Manche verzeichnen im Nou Camp bereits die Ankunft des „totalen Fußballs“ und fühlen sich ans Ajax der 70er Jahre erinnert. Iniesta und Xavi lenken das Mittelfeld als kongeniale Partner in Weltklasse-Manier. Messi bringt sich ins Gespräch für die Wahl zum Weltfußballer. Selbst Dani Alves macht sich langsam bezahlt – 30 Millionen hat man für den Brasilianer an den FC Sevilla überwiesen. Im Sturm führt Samuel Eto’o mit neun Treffer die Torjägerliste an.

So sehr man in Barcelona derzeit auch ins Schwärmen gerät: Die Siegesserie hat den 18-fachen spanischen Meister nicht einmal an die Tabellenspitze befördert. Valencia und Villareal sind noch ohne Niederlage und einen Schritt voraus. Auch die Zuschauerzahlen spiegeln Barcas Traum-Serie nicht gerade wider: Im Schnitt kommen nicht mehr als 60.000. Da kann Schalke locker mithalten – obwohl ein Messi dort Altintop heißt.


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