Nach mehr als fünf Jahren ist Hans Meyer zurück in Gladbach. Weder ein Super-GAU noch die Ankunft eines innig erwarteten Heilsbringers.
Hans Meyer hat das Rentenalter inzwischen auch offiziell erreicht. Nicht nur gefühlt, wie seit fünf Jahren. Als er sich 2003 von der Trainerbank am Bökelberg zum Rosenzüchten zurückzog, schien die Laufbahn des heute 65-jährigen beendet.
Es folgte der Feuerwehreinsatz in Berlin, der nach getaner Arbeit, nach Erreichen des Klassenerhalts, schon wieder vorüber war. Ein gutes Jahr später holte der 1. FC Nürnberg den Frührentner aus dem erneuten Ruhestand-Intermezzo. Vom letzten ging es innerhalb eines knappen Jahren auf den ersten Tabellenplatz. Meyer führte den Club zum Pokalsieg im Mai 2007 und auf Rang sechs. Als die Franken wieder dort gelandet waren, wo Meyer sie übernommen hatte, zog die Vereinsführung im Februar dieses Jahres die Reißleine. Der Meister der Selbstironie wurde diesmal scheinbar endgültig in Pension geschickt.
Jetzt ist er entgegen aller Erwartungen zurück auf der Bühne Bundesliga. Zum letzten Mal – möchte man meinen. Hans Meyer ist kein Super-GAU für die Borussia. Er ist aber auch nicht die Messias-Lösung. Keiner für die Zukunft, sondern ein Feuerwehrmann auf Raten. Im Zuge des demografischen Wandels ist ein 65-jähriger auf der Trainerbank längst kein Methusalem mehr. Analog hat sich Kalli Feldkamp zurückgemeldet im Geschäft – der ist 74 und damit mehr als acht Jahre älter.
Dennoch braucht Gladbach nach den Greisen Köppel und Heynckes, dem stillen Strippenzieher Luhukay alles andere als einen in die Jahre gekommenen Selbstdarsteller wie Hans Meyer. Ein Vertreter der neuen Trainergeneration um Thomas Doll, Mirko Slomka und Dieter Eilts wäre diesmal an der Reihe gewesen. Entweder hat man das an der Hennes-Weisweiler-Allee nicht kapiert. Oder aber es hat sich niemand gefunden.
Besonders Präsident Königs hat sich in den vergangenen Tagen als Befürworter von Hans Meyer hervorgetan. Im kurzlebigen Fußballgeschäft hat es durchaus Seltenheitswert, wenn ein Vereinsoberhaupt innerhalb von vier Jahren fünf Trainer verschleißt, bereits den dritten Sportdirektor anstellt und noch immer im Amt ist. Königs' Tage sind der Dynamik des Geschäfts zufolge schon lange gezählt. Doch der Fußball-Laie klammert sich wacker an seinen Stuhl. Überhaupt wird seine Personalie überraschend wenig diskutiert.
Angesichts des Weges, den dieser Verein in den vergangenen zehn Jahren größtenteils selbstverschuldet zurückgelegt hat, muss man fast dankbar sein, dass Matthäus in Israel, Vogts in Aserbaidschan und Neururer auf der Wohnzimmercouch geblieben ist.
Die Dauerkarte wird nicht, wie vor zwei Wochen angedroht, auf den Gleisen landen. Der Erfolg gibt letztendlich jedem Recht, solange er sich zügig einstellt. Doch ein munteres, optimistisches Stück Plastik sieht anders aus.
Sonntag, 19. Oktober 2008
Heilsbringer i. R.
Eingestellt von Jannik um 00:35
Labels: Bundesliga, Gladbach
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Ich stimme dir absolut zu, dass Gladbach eine mutigere Lösung besser zu Gesicht gestanden hätte. Wenn man aber den sicheren Weg gehen will, ist HM eine akzeptable Übergangslösung. Was mit aber nicht in den Kopf will, ist die Inthronisierung Zieges als Nachfolger. Mit ihm hat man ein völlig unbeschriebenes Blatt als designierten Nachfolger. Das sollte man eher thematisieren als die Peronalie Meyer, die in unserem akutem Zustand der ungeordnten Mannschaft Struktur und Linie geben sollte.
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