Samstag, 13. Dezember 2008

Mission 40/17:
Ohne Netz und doppelten Boden

Die Borussia steckt eine bittere Pleite im Duell mit der Namenscousine aus Dortmund ein und überwintert am Tabellenende. Was das für eine grüne Weihnachtsbaumkugel bedeutet, warum Tony Jantschke trotz Jochbeinbruchs Gehirnerschütterung zu den Gewinnern des Abends zählte und die Antwort auf die Frage, warum „wir uns das überhaupt noch antun“.

Winterpause. Selten steckten in diesem Wort so viel Hoffen und Bangen zugleich. Einerseits herrscht Erleichterung, dass nun sieben borussialose Wochen ins Haus stehen. Sieben Wochen, um sich von den Leiden einer Hinrunde zu erholen, die Stephen King nicht horrormäßiger inszenieren könnte. Andererseits ist da dennoch ein gewisses Maß an Ungeduld. „Entscheidend is“ ja bekanntlich „auf’m Platz“. Da passen sieben Wochen Preißler’sches Nichtstun nicht so recht ins Bild (Preißler’sches Nichtstun = keine Punktspiele). Schließlich will man ja wissen, ob der Horror ab dem 31. Januar weitergeht oder endlich ein Ende findet.

Eigentlich bin ich es leid, jede zweite Rekapitulation einer Niederlage mit den Worten „dabei fing es gar nicht so schlecht an“ zu beginnen. Doch es liegt ja nicht an mir, dass die Borussia inflationär viele Gelegenheiten dazu bietet und in dieser Hinrunde ein Gesicht gezeigt hat, das seinen Namen kaum noch verdient. Also dann, auf ein Neues: Dabei fing es gar nicht so schlecht an.

Das schlechteste an der Anfangsphase (wobei „schlecht“ in Sachen VfL häufig mit „merkwürdig“ oder „gewöhnungsbedürftig“ gleichzusetzen ist) dürften die winterlichen Temperaturen und Hans Meyers Aufstellung sein, die wie einst am 6. Spieltag in Hamburg Erinnerungen an Bern '54 weckt. 3-2-2-2-1 oder doch 5-2-2-1? Wer jetzt noch auf die Gewinnzahlen des Spiels 77 wartet, ist hier zwar fehl am Platz. Die Verwirrung wäre dennoch nachvollziehbar. Es gibt weitaus leichtere Aufgaben, als zu erklären, wie dank dreier Änderungen im Vergleich zum Leverkusen-Spiel aus einem astreinen 4-2-2 mit Mittelfeld-Raute auf einmal ein System wird, das Horst Eckel heute noch mit der Zunge schnalzen lässt.

Der gelbgesperrte Daems wird von Brouwers ersetzt. Der etatmäßige zentrale Mittelfeldspieler Bradley rückt für den gelernten Sechser Alberman in die Startelf, wobei Bradley diesmal den Sechser mimt, während Alberman gegen Leverkusen noch eine Außenposition in der Raute belegt hatte. Patrick „Michael Johnson“ Paauwe tut derweil so, als würde er Libero spielen. Wobei sich Jantschke vor der Abwehr weitaus geschickter dabei anstellt, auf des „Kaisers“ Spuren zu wandeln. Doch Tony Jantschke hat in diesem Abschnitt noch gar nichts zu suchen. Schließlich blieb für ihn taktisch alles beim Alten. Matmour ersetzt zu guter Letzt Colautti, womit Rob Friend wieder allein auf weiter Flur den Strafraum des Gegners beackert. Marin darf, muss und soll wieder zurück auf links, nachdem er sich gegen Leverkusen als echter Zehner hinter den Spitzen noch Bestnoten verdient hatte.

Hans Meyer hat es wahrlich nicht leicht. Aber wer es nicht leicht hat, kann sich das Leben – und das beweist dieses Startelfharikiri in beeindruckender Art und Weise – dennoch zusätzlich schwer machen. Einmal beließ einer der drei Borussentrainer dieser Vorrunde im Vergleich zur Vorwoche alles beim Alten. Gegen Hannover schickte Jos Luhukay dieselbe Elf auf den Platz, die gegen Bremen die bis heute wohl beste Saisonleistung gezeigt hatte – und verlor mit 1:5. Ganz so schlimm wurde es danach nicht mehr. Seit dem zehnten Spieltag, dem 0:3 in Wolfsburg, verlor Gladbach nie mehr mit mehr als zwei Toren Differenz und erzielte in jedem der darauffolgenden sechs Spiele mindestens einen Treffer. Was mich in den Anfangsminuten zu einer Erkenntnis führt, wie Berti Vogts, Rudi Völler und Alexandar Ristic sie zusammen nicht schöner formulieren könnten: Wenn wir zu Null spielen, nehmen wir auf den Fall was mit aus Dortmund.

Zwanzig Minuten sind rum im Signal-Iduna-Park, als es den Anschein hat, dass das Schlusslicht der Bundesliga sich sowohl im Angriff als auch in der Abwehr untreu wird. Bis auf eine kleine Drangphase des BVB in den ersten Minuten, als Gohouri und Co. wohl austesten wollten, ob dieser Subotic wirklich so gefährlich nach Standards ist, hat sich die Gladbacher Defensive bislang von ihrer besten Seite gezeigt. Nachdem Friend und Konsorten in den Spielen zuvor noch tausend Chancentode gestorben waren, hielten sie sich in den ersten Minuten vornehm zurück. Getreu dem Motto: Wer keine Chancen bekommt, kann auch keine vergeben. Dass dies das Motto der gesamten 90 Minuten werden sollte, war ursprünglich nicht vorgesehen.

Während die Strafräume des Gegners für beide Mannschaften noch Böhmische Berge sind, ist der Acker um den Mittelkreis schon dreimal umgepflügt worden. Führend am Pflug: Gladbachs Youngster Tony Jantschke, der Dortmunds größten Gefahrenherd, Tamas Hajnal, bis zu diesem Zeitpunkt mit einer Ruhe und Eleganz abkocht, die fast schon „kaiserliche“ Züge trägt. Mir ist es zwar vergönnt geblieben, Franz Beckenbauer in jungen Jahren zu erleben. Doch so ähnlich muss es anno 1966 ausgesehen haben.

Leider sind die Fohlen im Dezember ein derart zweischneidiges Schwert, dass man selbst einem aufstrebenden 18-jährigen neben all der frohen Verheißung für die Zukunft auch etwas Negatives abgewinnen muss. Jantschke ist in Hälfte eins nämlich der einzige, der weder mit Passivität noch mit Stümperhaftigkeit Aufsehen erregt, sondern den Riegel vor der Gladbacher Fünferkette besonnen und vollkommen unaufgeregt zusammenhält. Ein Bundesligist an zwei seidenen Fäden, die 18 und 19 Jahre alt sind. Jantschke und Marin als Hoffnungsträger. Erschreckend schön.

Keine Torchancen, keine erfrischenden Angriffe, nicht einmal ein paar Kabinettstückchen, die das Stückwerk der ersten halben Stunde irgendwie retuschieren könnten. Das einzig Nennenswerte: Tamas Hajnal sieht die gelbe Karte von Schriri Knut Kircher. In der Sportschau tritt man solchen Ausschnitten immer mit einem verwunderten „Na und?“ entgegen, um binnen einer Sekunde festzustellen, dass die Regie sich etwas dabei gedacht haben wird, eine Allerweltsverwarnung in den Spielbericht einzubauen.

Doch bevor das Sportschau-Rätsel aufgelöst wird, steigt der Puls der Beteiligten erstmals in den dreistelligen Bereich. Steve Gohouri jubelt noch während einer Kopfballabwehr so ausgelassen über den gewonnenen Zweikampf, dass er den Ball genau vor Zidans Füße klärt. Der Ägypter zieht ansatzlos ab und schon schlägt es fünf vor zwölf. 80.000 werden unerwartet aus dem Schlaf gerissen. Dortmund führt mit 1:0 und zerschlägt Gladbachs bescheidene Hoffnung, erstmals seit dem 12. Spieltag nicht ins Hintertreffen zu geraten. Hätte Heimeroth nicht sieben Meter vor dem Tor gestanden, wäre es möglich gewesen, noch zwei, drei Fingerspitzen an den wenig platzierten Sonntagsschuss zu bekommen. Doch man kann dem viel gescholtenen Keeper kaum einen Vorwurf machen. Wer kann schon damit rechnen, dass der Ball nach einer scheinbar erfolgreichen Kopfballabwehr innerhalb von zwei Sekunden mit 100 Stundenkilometern zurückgeflogen kommt? Wobei ein Torwart, der in der Defensive gezwungenermaßen auf Steve Gohouri zählt, eigentlich auf alles vom Meteoriteneinschlag bis zur Sintflut gefasst sein muss.

Plötzlich ertönt Jürgen Wegmanns Stimme. Die „Kobra“ gibt wie gewohnt seinen Klassiker zum Besten: „Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu.“

Übrigens tauscht der unberechenbare Gohouri bereits in der Halbzeit das Trikot mit dem Torschützen Zidan. Ich bin eigentlich kein Fan von Ausrufezeichnen zur Verdeutlichung eines schier unfassbaren Sachverhaltes. Hier jedoch ist es unumgänglich. Ausrufezeichen!

In der 37. Minute wird Christofer Heimeroth plötzlich wieder geweckt, der innerhalb von zwei Minuten eingenickt war. Vielleicht muss er Roman Weidenfeller, mit dem er zuvor eine halbe Stunde lang über die Vorzüge einer Handy-Flatrate am Telefon geplaudert hatte, auch einfach nur kurz mit den Worten „Moment, Roman, ich muss mal eben aus dem Tor, es hat geklingelt“ vertrösten. Nach einer Flanke schmeißt Gladbachs Keeper entschlossen den Hörer zur Seite und stürmt aus dem Tor, um den Ball sicher zu ergattern. Heimeroth ist schon wieder auf dem Weg zurück, um den Telefonhörer zu suchen, als plötzlich Tamas „Der Verwarnte“ Hajnal auf ihn zugerauscht kommt und ihm mit den Stollen die ungarische Nationalhymne in den Oberschenkel ritzt.

Gladbachs Keeper wird ein paar Minuten lang behandelt, die Wunde getackert. Vielleicht dauert es auch nur so lange, weil der Mannschaftsarzt kurz verweilt, um Versen wie „Kedves öröm röpkedtek“ ein wenig Bewunderung zu schenken (was so viel heißt wie „Freude und Glück fliegen“). Hajnal nimmt sich diesen Ausschnitt sogar so zu Herzen, dass er in der Folge selber fliegt – vom Platz. Gladbach wird die letzten 52 Minuten in Überzahl spielen und auf einmal ist ein dumpfer Schlag zu vernehmen. Jürgen Wegmann ist kurzerhand ausgeknockt worden.

Noch vor der Pause jedoch rappelt sich die „Kobra“ auf und schleppt sich mit letzter Kraft zum Mikro, um zu verkünden: „Ich hab‘s euch doch gesagt. Erst hatten wird kein Glück, dann…“

Tony Jantschke, wir erinnern uns – der Beckenbauer-Verschnitt, liegt nämlich benommen am Boden. Gladbachs einziger Hoffnungsträger einer ersten Halbzeit, die bis auf ein Tor und einen Platzverweis gar nicht existiert hat, ist gerade von Dortmunds Błaszczykowski (der mit den sechs Konsonanten hintereinander) übel mit dem Ellbogen getroffen worden. „Kuba“ sieht dafür die Gelbe Karte, Jantschke sieht dafür anscheinend erst einmal gar nichts mehr. Mit hängenden Armen wird der 18-jährige vom Platz getragen und mit ihm ein so großer Hoffnungsschimmer, dass das Flutlicht eigentlich von jetzt auf gleich ausgehen müsste. Am 12. Dezember um 21:21 Uhr ist es eine Szene, die kaum symbolischer für eine alptraumhafte Hinrunde stehen könnte.

Jochbeinbruch lautet die erste Diagnose. Wer mit vollem Tempo gegen einen „stehenden“ Ellbogen läuft, muss schon verdammt schnell unterwegs sein, um sich das Jochbein zu brechen. Man muss schon verdammt hart zuschlagen, um einem stehenden Spieler mit dem Ellbogen das Jochbein zu brechen. Und selbst wenn der Getroffene sich bewegt, bedarf es immer noch eines gezielten und wuchtigen Schlages, um einem Spieler mit dem Ellbogen das Jochbein zu brechen. Soviel an dieser Stelle zum Thema Jochbeinbrüche aus dem Buch „Gesichtsfrakturen, die man nicht einmal seinem ärgsten Feind wünscht“.

Colautti kommt in Minute 45+5 für den ohnmächtigen Jantschke, der trotz Bewusstlosigkeit zu den glücklichsten Borussen zählt. Denn alles, was danach noch kommt, kriegt er nicht mehr mit. Hans Meyer ergreift demnach gleich die Gelegenheit, zwei Fliegen mit einer Klatsche zu schlagen, und reagiert auf die Überzahl seiner Mannschaft.

Eigentlich müsste jedes Team, das solch eine dürftige Leistung wie der BVB gezeigt und zudem noch eine Hälfte lang in Unterzahl zu spielen hat, mit schlotternden Knien aus der Kabine kommen und einem Sturmlauf des Gegners ängstlich ins Gesicht blicken. Doch das macht eben diesen elendigen Reiz der Gladbacher Vorrunde aus: Normal ist nur das Unnormale.

Und ironischerweise ist es genau dieses unausgewogene Verhältnis zwischen Logik und Realität, das den Tabellenletzten so berechenbar macht. Denn zu Beginn der zweiten Hälfte scheint klar: Gladbach wird die ersten zehn Minuten anstürmen – bis die Drangphase von einem Gegentor aus heiterem Himmel jäh beendet wird. Mit dem letzten Teil der Prophezeiung sollte ich sogar Recht behalten. Wobei ein Stelldichein des erhofften Gladbacher Offensivspektakel weitaus positiver gewesen wäre.

Und so kommt es, wie es kommen muss: Dorda, Brouwers und Gohouri kümmern sich zu Dritt zum Kuba. Paauwe trabt lässig hinterher. Es fehlt nur noch eine wehende Mähne, die er dabei lasziv traktieren würde wie ein gebräunter Adonis-Verschnitt. Doch das wäre dann auch zu viel der Arroganz. Während der trabende Captain sich also im Flutlich sonnt, macht Tobias Levels ausnahmsweise alles richtig und rückt an Zidans Seite in die Mitte. Dass dadurch die gesamte linke Seite offen ist wie diverse Großdiscounter samstags um 20:30 Uhr, geht also nicht einmal auf seine Kappe. Der eingewechselte Sahin hat deshalb keine Mühe, zum 2:0 einzuschieben und damit zum fünften Mal in Folge dafür zu sorgen, dass der VfL mit exakt diesem Resultat ins Hintertreffen gerät. Zu Beginn dieser erschreckenden Serie hatten Friend und Bradley wenigstens noch innerhalb von 137 Sekunden den Ausgleich gegen die Bayern besorgt. Vier Wochen später ist das zweite Gegentor – wie so oft – das Gladbacher Todesurteil.

Nach dem 0:3 durch Helmes letzte Woche hatte ich mir eine „richtig herbe Klatsche“ gewünscht, um die klaffenden Wunden noch weiter aufzureißen. Kaum war es ausgesprochen bzw. geschrieben, raffte sich die Borussia auf und brachte Bayer unverhofft ein wenig in die Bredouille. Und weil in Gladbach sogar die Berechenbarkeit berechenbar ist, kommt es, wie es zu kommen hat: Van den Bergh trifft glücklich, beherzt und mit dem zweiten Sonntagsschuss des Abends zum 1:2. Dass da bereits 80 Minuten gespielt sind, in der Zwischenzeit wenig passiert ist und ich zur selben Zeit „mal eben für kleine Jungs“ bin, ist eine scheinbar kleine Randnotiz mit großer Aussagekraft.

Zum dritten Mal in Folge nehme ich ein Tor der Borussia im Sitzen zur Kenntnis. Zum dritten Mal in Folge will sich nicht so recht Freude einstellen. Wer in den letzten zehn Minuten eine BVB-Brille trägt und sich noch um die scheinbar sicheren drei Punkte sorgt, der verschwendet ein paar wertvolle Fünkchen seiner Energie. Gladbach drängt nämlich genauso wenig auf den Ausgleich wie „Die Linke“ auf die Wiedereinführung der Monarchie.

Die vierte Pleite in Serie ist kurz darauf besiegelt. Wer eine 1:2-Niederlage nach zuletzt drei 1:3-Spielen in Serie als Fortschritt empfindet, der glaubt vermutlich auch ans Christkind und trägt Heiligabend ein Mario-Barth-T-Shirt, weil er es „so unendlich lustig“ findet. Vor einer Woche habe ich noch fest daran geglaubt, dass drei fundierte Neueinkäufe – ein Torwart, ein Innen- und ein Außenverteidiger – die Rettung bringen könnten. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass selbst fünfzehn Zu- und ebenso viele Abgänge dieses Unterfangen kaum erleichtern würden.

Vier Millionen für Steve Gohouri? Wer so verrückt ist, ein derartiges Angebot überhaupt in die Welt zu setzen, der sollte auch dafür bestraft werden, indem er den Zuschlag erhält. Meinetwegen könnten wir uns auf 3,8 einigen. Wenn schließlich selbst ein prädestinierter Führungsspieler wie Patrick Paauwe nur noch mit Passivität, Arroganz und Stümperhaftigkeit glänzt, dann weiß ich selbst weder ein noch aus. Und angesichts eines erneuten Kaufrausches, der vonnöten ist, der sich anbahnt, jedoch nicht in den Ausmaßen von 2005 vollzogen werden wird, bleibt nur ein einziger Schluss: Der Fisch stinkt vom Kopf. Und wenn der Fisch schon nicht in seiner ganzen stinkenden Fülle ausgetauscht werden kann, dann sollte er wenigstens den ersehnten neuen Kopf erhalten.

Es ist schier unerklärlich, wie ein Verein, der sich nicht umsonst mit dem „Mythos“ rühmt innerhalb so kurzer Zeit zum wiederholten Male vor die Wand gefahren werden kann. Die leidgeprüfte Fanbasis, das hochgelobte Stadion, die soliden finanziellen Grundlagen – all das steht in krassem Gegensatz zum Ertrag. Die Borussia ist auf dem besten Weg, zur Fahrstuhlmannschaft zu verkommen.

Spiele wie diese sind es dennoch, die immer wieder daran erinnern, warum man sich „das eigentlich noch antut“. Es ist nicht die Identifikation mit einer Söldnertruppe, gespickt mit wenigen Lichtblicken aus dem eigenen Nachwuchs, die diese unnachahmliche Anziehungskraft ausübt. Auch wenn es für Außenstehende vielleicht zu pathetisch klingt: Allein der Mythos ist es, der – ganz bewusst ohne Anführungszeichen – diesen Klub am Leben hält. Und wenn es schon nur die Jantschkes und Marins sind, die wenigstens ein paar Sympathiepunkte erringen, dann können wir die Blumentöpfe, die wir mit solch einer Mannschaft gewinnen, wenigstens mit unseren Eigengewächsen bepflanzen.

Somit werden wir auch beim nächsten Spiel da sein. Ist doch klar. Und wir werden verharren, wie wir es seit Jahren tun. Auf die seltenen Momente warten, die uns daran erinnern, warum wir uns das ganze Leid – wie gerade thematisiert – überhaupt noch antun: Weil wir nicht anders können und weil es diese 137 Sekunden gegen Bayern sind, die noch lange danach einen Widerhall finden und über vieles hinwegtrösten. Auch wenn – und das ist ja das Traurige an der Sache – solche ekstatischen Momente am Ende einen einzigen Punkt bringen und uns einmal in 17 Spielen wiederfahren.

Mein Großvater hängt Jahr für Jahr eine grüne Kugel mit Borussenraute an den Weihnachtsbaum. Jedes Jahr findet sie ihren Platz gemäß des Tabellenstandes zur Winterpause. 2007 hing sie direkt unter der Spitze. Diesmal wird sie sich ganz unten einfinden. Obwohl die Hoffnung gestern Abend weiter geschwunden ist, lebt sie als dezentes Kammerflimmern weiter. Ist doch klar.

5 Kommentare:

  1. Nunja, Jochbeinbruch ist nun so schlimm auch nicht. Zum nächsten Spiel nach der Pause dürfte Jantschke wieder fit sein. Aber toller Bericht, wieder einmal. Mach weiter so.

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  2. Danke Dir!

    Letztendlich war's dann ja doch nicht so schlimm: Gehirnerschütterung. Ein harter Check war's trotzdem.

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  3. Ich habe das Spiel auch gesehen, und treffender hätte man es kaum zusammenfassen können.

    Allerdings ging dem Glückstor der Dortmunder ein klares Handspiel voraus, und Tinga hätte meines Erachtens ebenso früh vom Platz gestellt werden müssen. Aber wie sagte Kobra Wegmann noch....?!

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  4. Klar, das Handspiel. Ist ehrlich gesagt im ganzen Frust was untergegangen, irgendwie fehlt mir langsam aber auch die Muße, mich darüber aufzuregen. Schließlich haben wir danach ja noch reichlich Gelegenheiten, denn Ball zu klären. Ansonsten war es vielleicht ganz gut, dass sowohl Tinga als auch Kuba drauf geblieben sind: Eine Niederlage gegen acht oder neun Mann wäre noch peinlicher gewesen;)

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