Montag, 9. Februar 2009

Wort mit D, acht Buchstaben?

Kevin-Prince Boateng ist beileibe kein Kind von Traurigkeit. Manch einem genügen schon seine Vornamen und seine Tätowierungen für dieses Fazit. Und ehrlich gesagt konnte ich mir bis gestern Abend kaum vorstellen, mich in irgendeiner Situation einmal schützend vor den Ex-Berliner, Ex-Londoner und Neu-Dortmunder zu stellen.

Aber so bin ich. Ein Herz für die Kleinen, die Untergebenen – besonders, wenn sie von der (Fußball-)Obrigkeit haltlos und vorschnell verurteilt werden. Franz Beckenbauer wird von den einen ehrfürchtig als „Lichtgestalt“ bezeichnet. Andere dagegen füllen ganze Blog-Kategorien damit, den unbestritten bekanntesten deutschen Fußballer aller Zeiten als „Dummschwätzer“ zu deklarieren. Spätestens seit gestern stehe ich vorbehaltslos auf der Dummschwätzer-Seite. Gebetsmühlenartige Plädoyers à la „Der hat uns doch die WM ins Land geholt“ hin oder her.

Man kann schon darüber streiten, ob es die feine englische Art ist, selbst bei der eindeutigsten aller nicht geahndeten Tätlichkeiten eine Sperre zu fordern. Ganz Rafinha-like. Ich denke, wer Diego Karlsruhes Eichner würgen sieht, der darf ohne schlechtes Gewissen und ohne eine Stellungnahme des DFB abzuwarten sein Urteil fällen.

Boateng hat niemanden gewürgt, per Tritt zu Fall gebracht, geohrfeigt, geschubst, gecheckt oder geirgendwast. Er ist Klose lediglich und irgendwie unvermeidlich auf den Oberschenkel getreten. Genauso unvermeidlich, wie wir alle im Laufe des heutigen mit Sicherheit drei bis fünf Staubmilben totgetreten haben. Boateng konnte einfach nicht anders, weil er a) zum freistehenden Ribéry eilen und damit b) ein Tor verhindern wollte, c) im Affekt höchstens registriert hat, dass Klose vor ihm liegt und deshalb d) sein Hirn an die Nervenstränge im Bein nur das Signal „langer Schritt, genaue Schrittlänge unbekannt“ weitergeleitet hat.

Zum Glück hat Klose sich dann doch noch von diesem schweren Attentat erholt und seine Torchancen sieben und acht verwandelt. Nachher hätte die „Lichtgestalt“ mit der Auffassungsgabe eines 128MB-USB-Sticks noch ein Wiederholungsspiel gefordert. Patrick Wasserziehr wäre erst Recht nicht mehr aus dem Staunen heraus gekommen. Und Jürgen Klopp hätte seinen Schützling Boateng nicht nur aufs Blut verteidigt, sondern vermutlich die deutsche Staatsbürgerschaft abgegeben.


Die Gräueltat gibt es ab 5:30 min. in Zeitlupe.

3 Kommentare:

  1. "Die Gräueltat gibt es ab 5:30 min. in Zeitlupe."

    Vor allem ab 4:47 ohne.

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  2. Auf Grund eines "Urheberrechtsanspruchs von DFL Deutsche Fußball" gibt es da gar nichts mehr zu sehen.

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  3. Hmm, aber es gab mal was zu sehen, Herr Wieland kann's hoffentlich bezeugen;)

    Weiß nur nicht, warum die DFL weiterhin Rechte innehat, die sie an GolTV in den USA abgegeben hat, oder haben die Amis kein Geld dafür bezahlt? Ich blick da eh nicht durch...

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