Hass ist keine gute Sache. Toleranz dagegen schon. Doch manchmal im Leben muss jegliche soziale Einstellung einfach den Bach runter gehen, weil man realisiert, dass die ewigen Predigten über Fairness und Nächstenliebe nicht immer die Welt widerspiegeln, in der wir leben.
Letztes Jahr am 31.Oktober war mir aufgefallen, dass ich tatsächlich vergessen hatte, den FC Bayern München zu verabscheuen. Die TSG Hoffenheim mit ihrem Mäzen Dietmar Hopp positioniert sich mittlerweile ebenfalls ganz oben in meiner persönlichen Unmutshitliste. Man sieht, das Wort „Hass“ geht mir nicht so leicht über die Lippen. „Unmut“, „Verabscheuung“ – das klingt nicht so verhasst und ist im Prinzip auch Kinderkram im Vergleich zu den inneren Wallungen, die dieses Derby in Köln gegen den FC in mir geweckt hat und auch noch Tage danach unvermindert weckt.
Ich bin von Natur aus eine „jecke Fott“, wie man am Niederrhein zu sagen pflegt, wenn es um Karneval geht. Die „Höhner“, „Bläck Fööss“ und Co. kann ich im Februar eines Jahres ganz gut ertragen. Zwar nicht, wenn ich mit Kopfhörern im Bett liege, oder am Schreibtisch sitze und aus dem Zimmer meines Bruder „Viva Colonia“ durch die dünne Wand schallt. Aber Altweiber und Rosenmontag sind ohne die passende musikalische Beschallung eben nicht Altweiber und Rosenmontag. Dass diese Musik traditionell aus Köln stammt, kann ich mit meinem fußballerischen Weltbild den Umständen entsprechend ganz gut vereinbaren. Schließlich steht der Borussia-Park auch auf der Hennes-Weisweiler-Allee, obwohl die Trainerlegende der glorreichen 70er nach dem Weggang aus Gladbach noch einige erfolgreiche Jahre beim Geißbock-Verein erlebt hat.
Doch wie zur Hölle kann man diese kölschen Gassenhauer alle zwei Wochen in einem Fußballstadion erklingen lassen – egal in welcher der fünf Jahreszeiten? Und somit muss an diesem Montagabend im April gar kein Ball rollen, damit ich gleich in die richtige Gemütslage versetzt werde, um dieses Spiel anders wahrzunehmen als einen Allerweltskick gegen Aue oder Augsburg. It’s Derbytime!
Ich muss zugeben, dass mein Fandasein in den letzten knapp 13 Jahren vergleichsweise wenige Momente erlebt hat, die mein Verhältnis zum 1.FC Köln dauerhaft in seine designierte Richtung (sprich, in den Abgrund) geführt haben. Mit sieben oder acht ist man gerade einmal in der Lage, zu erkennen, dass die Bayern „böse“ sind. Man kann es mit der Fähigkeit vergleichen, Farbnuancen voneinander zu unterscheiden. Die ist bekanntlich ebenfalls nicht gleich am Tag der Geburt präsent. Und so boten sich in der Vergangenheit die Gelegenheiten, den Geißbock-Klub aufs Abstellgleis der Sympathien zu befördern, vermehrt bei deren Abstiegen. Aus der Distanz also.
Allein ein Kantersieg mit einem Hattrick von Arie van Lent und der erste Auswärtssieg nach dem Wiederaufstieg 2001 im Müngersdorfer Stadion sind bis heute nachhaltig auf meiner inneren Festplatte abrufbar. Seitdem hat die Borussia nicht mehr beim rheinischen Rivalen gewonnen. Fast sieben Jahre sind ins Land gezogen. Nehmen wir es als Metapher für die schwere fußballerische Jugend, die hinter mir liegt. Schließlich „hat Gladbach früher immer in Köln gewonnen“ (hab’ ich mir sagen lassen).
Und so verkünde ich im Einvernehmen mit meinem Umfeld ein Unentschieden als das bescheidene Mindestresultat, um mich zufrieden zu stellen. Wie gewohnt hält dieser verdammte Aberglaube Einzug in unserem Wohnzimmer. Weil Neuville in dieser Konstellation den späten Ausgleich in Aachen erzielt hatte, müssen sich meine Mutter und mein Vater auf eine kleine Couch quetschen, während mein Bruder auf der großen Platz nimmt und ich sogar den „heiligen Sessel“ zugesprochen bekommen.
Eigentlich ein schlechter Platz. Denn von dort muss ich den Kopf zu meiner Mutter drehen, um ihr böse Blicke der Verständnislosigkeit entgegen zu werfen, wenn sie schon nach vier Minuten mit pessimistischen Analysen den Eindruck erweckt, Gladbach läge im Relegationsspiel der Oberliga Nordrhein mit 0:4 gegen Germania Dattenfeld zurück. Denn keiner dieser Blicke entgeht ihr auf diese Art und Weise. Obwohl Pessimismus – wenn er so strategisch eingesetzt wird – von Zeit zu Zeit gar keine schlechte Sache ist.
Die Borussia unterstreicht diesen negativen Eindruck in der ersten Viertelstunde. Das Innenverteidigerduo heißt erneut Daems-Brouwers, Marin steht für Touma in der Startelf und Gohouri drückt wie schon im Hinspiel die Bank – diesmal jedoch ganz ohne Disco-Affäre. Köln macht mit drei Stürmern und gefühlten neun Offensivkräften von Beginn an Druck. Die zwingenden Torchancen bleiben jedoch aus. Allein das Ex-Fohlen Thomas Broich sorgt mit einem Schuss aus der Distanz für Gefahr rund um Heimeroths Kasten. Fünfzigtausend Zuschauer verbreiten – egal ob in rot-weiß oder schwarz-weiß-grün gekleidet – eine absolut bundesligataugliche Atmosphäre und auch die spielerische Klasse kann sich sehen lassen. Von dem traditionellen, geduldigen Abtasten, wie man es von so genannten Topspielen gewohnt ist, keine Spur. Vielleicht, weil Köln gegen Gladbach nicht ausschließlich 100000 ins Stadion (so viele wollten zumindest) und drei Millionen vor die Fernsehgeräte lockt, da der Vierte den Ersten der Zweiten Liga empfängt. Es ist nun mal ein Derby. Sonst hätte Fürth gegen Hoffenheim schließlich auch derart überragende Einschaltquoten zu verzeichnen.
Ndjeng weckt seine Mitspieler mit einem Distanzschuss aus der kleinen Anfangslethargie. Mondragon bereinigt die Situation erst im Nachfassen. Kurz danach bekommt er den Ball beim Herauslaufen gar nicht zu fassen. Doch Friend köpft in arger Bedrängnis wenige Zentimeter über die Latte. Es entwickelt sich ein weitgehend offener Schlagabtausch. Die nächsten Gelegenheiten gebühren wieder dem FC. Der abgefälschte Versuch von Özat streift ähnlich wie zuvor bei Broich knapp am Pfosten vorbei. Der „torgefährliche Verteidiger“ McKenna, den man laut Premiere-Kommentator Fuss auch einen „defensivstarken Stürmer“ nennen könnte, zeigt bei der folgenden Ecke seine vielseitigen Qualitäten. In der Manier eines Goalgetters steigt er zum Kopfball hoch, den er mit gut geschultem Verteidigerauge hauchdünn am Tor vorbeisetzt.
Gerade als ich meiner Mutter schon zustimmen will, dass das „1:0“ in der Luft liege, sorgt Sascha Rösler für verkehrte Welten auf der Anzeigetafel. Levels erobert auf rechts den Ball, der über Marin zu Rösler gelangt. Dessen Schuss von jenseits der Strafraumgrenze trifft erst Mohamad und dann vorbei am geschlagenen Mondragon das Tor. Vom Wohnzimmersessel setze ich zum größten Auswärtsluftsprung der Saison an. Die Borussia führt nicht verdient, aber wen interessiert das in diesem Moment. Zumal jegliche Zweifel an der Klasse des Tabellenführers bis zur Pause eindrucksvoll ausgelöscht werden. Man könnte sagen, Gladbach verdient sich die Führung im Nachhinein. Was vollkommen legitim erscheint, schließlich überweisen viele Arbeitgeber das Gehalt ihrer Mitarbeiter auch am 1. eines Monats und nicht am 30. oder 31.
Die virtuelle Zweitligatabelle lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Es schmeckt geradezu nach Bremen, Bayern und Bochum. Neun Punkte liegen nach einer halben Stunde im RheinEnergie-Stadion zwischen dem VfL und dem Erzrivalen aus der Domstadt.
In der Folge prasseln die Torchancen geradezu nieder auf Kölns Keeper Mondragon, dem der FC es zu verdanken hat, dass das Derby nicht schon zur Halbzeit so gut wie gelaufen ist. Friend und Ndjeng scheitern am Kolumbianer. Letzterer nicht zum letzten Mal an diesem Abend. Anders als gegen die vermeintlich „Kleinen“ aus Aue, Augsburg und Koblenz genießt die Borussia die Räume, die sich ergeben, weil Köln selbst unter Zugzwang steht. Von Mauerversuchen beim Gegner diesmal keine Spur. Fast schon ungewohnt, nachdem die Spiele in letzter Zeit vermehrt an Handball erinnert haben.
Nach der Pause rechtfertigt die Partie weiter das Prädikat „Mutter aller Derbys“. Zur spielerischen Klasse und zum enormen Tempo der ersten 45 Minute gesellt sich nun jedoch auch taktisches Geplänkel auf hohem Niveau, weshalb die Masse an Torchancen ein wenig abnimmt. Heimeroth hält, was er halten muss. Ein Schuss von Helmes ist dabei noch am nennenswertesten. Die Elf von Jos Luhukay muss sich eigentlich nur einem einzigen Vorwurf stellen: Sie lässt zu viele Gelegenheiten aus, den Sack endgültig zuzumachen.
Allmählich weicht die Hoffnung auf eine vorzeitige Erlösung durch das 2:0 ständigen Blicken auf die Uhr am rechten oberen Bildrand. Neuville muss das Feld in der 80. Minute viel zu früh verlassen. Luhukay bringt mit dem wieder genesenen Colautti einen weiteren kopfballstarken Stürmer, anstatt den konterstarken Wirbelwind auf dem Feld zu lassen und dafür den Arbeitstag des blassen Friend zu beenden. Dass der Routinier Coulibaly den Youngster Marin ersetzt, fällt dagegen in die Kategorie „macht Sinn“.
In den letzten Minuten war aus dem Topspiel eher ein frohes Wechselspiel geworden. Doch nachdem Gohouri für Rösler auf dem Platz steht, haben beide Teams ihr Kontingent Gott sei Dank erschöpft. Die folgenden neun Minuten bis zum Abpfiff machen aus einem hochklassigen Derby mit würdiger Beschallung von den Rängen (das unterm Strich ja irgendwie doch ein normales Fußballspiel ist) ein Ereignis, welches nicht nur unter den Anhängern beider Vereine im Nachhinein Wellen schlägt, die die Höhe des Kölner Doms erreichen.
Ich hatte es schon befürchtet. Doch selbst den Fans des 1.FC Köln (wobei der neutrale Begriff „Ticketbesitzer“ ihre Zugehörigkeit zum Klub besser umreißt) hätte ich ein solches Maß an Hinterlistigkeit und Unverschämtheit nicht zugetraut. Vier Minuten vor Ende des Spiels taucht sie wieder auf – in der Südkurve der FC-Fans: Die Fahne der Ultras Mönchengladbach, die nach dem Sieg gegen St. Pauli von Kölner Teenagern aus dem Borussia-Park entwendet worden war und im Vorfeld des Derbys für Schlagzeilen gesorgt hatte. Der dadurch verursachte Fahnen-Nudismus hatte die Ultras der Borussia aus ethischen Gründen sogar zur eigenen Auflösung bewegt. Sandkastenspiele auf höchstem (schwachsinnigen) Niveau. Mit dem Unterschied, dass die scheinbaren Sandkastenspiele in RheinEnergie-Stadion daraufhin Züge annehmen, die wir nur aus Italien oder von G8-Gipfeln gewohnt sind.
Als prompte Antwort fliegen Feuerwerkskörper aufs Spielfeld – geworfen vom Gladbacher Anhang. Wobei sich die Übeltäter so nützlich erweisen wie der Wurmfortsatz des Blinddarms – „Anhang“ eben. Die ursprünglich gehegte Hoffnung auf die Besonnenheit der mitgereisten Borussen erweist sich als verschwendet. Die in Falle eines Falles, der kurz vor Ende eines bis dahin relativ friedlichen Derbys doch noch eintritt, ersehnte Trotzreaktion auf dem Platz bleibt aus. Die ausgewechselten Rösler und Neuville stürmen samt Manager Ziege zum Gladbacher Block. Rösler sucht sogar das direkte Gespräch und steigt auf den Zaun. Ihr Bemühen hat Erfolg, das Feuer ist im wahrsten Sinne des Wortes erloschen.
Ganz anders verhält sich der Stadionsprecher. Anstatt seiner Aufgabe nachzugehen und für Deeskalation zu sorgen (dafür sind Stadionsprecher neben ihrem Hampelmanndasein nämlich auch zuständig), verweist er den wütenden Mob auf die Abfahrtszeit des Sonderzuges nach Mönchengladbach und erinnert daran, „dass ihr den auch ruhig schon früher nehmen könnt“. Dass die Deutsche Bahn in diesem Fall auch einen verfrühten Sonderzug nach Köln stellen müsste, lässt er getrost unter den Teppich fallen. Wobei wir wieder bei den Sandkastenspielen angekommen wären. Wer hat denn nun zuerst mit Sand geschmissen? Ein Stadionsprecher wird zum Symbol für mein gestörtes Verhältnis zu diesem Verein.
Innerhalb weniger Minuten häuft sich so viel Gesprächsstoff an, dass man ganze Bücher darüber schreiben könnte – einen sportlichen Rückblick, eine soziologische Abhandlung und leider auch eine dicke Polizeiakte. Ich habe mich im Nachhinein geistig in den Block gestellt, mir ausgemalt, wie ich selbst auf die Gladbacher Fahne in der Kölner Kurve reagiert hätte. Auch ich hätte wohl den Mittelfinger gehisst, Dinge in den Mund genommen, die man nur in den Mund nimmt, wenn 50000 zuhören und dich doch niemand versteht. Ich hätte am nächsten Morgen unter Umständen meine Konfirmationsurkunde zurückgeben müssen. Verbale und mimische Reaktionen dieser Art sind vollkommen nachvollziehbar. Was bengalische Feuer bewirken sollen, bleibt mir bis heute ein Rätsel, das sich mir zu Lebzeiten wohl nie eröffnen wird.
Ein paar Verrückte, Durchgeknallte oder eben auch Idioten (die richtige Bezeichnung spielt im Prinzip gar keine Rolle) sorgen dafür, dass ich mich – wenn auch nur für ein paar Minuten – für meinen Verein schäme und am nächsten Morgen Angst habe, das Radio einzuschalten, um mitunter von „schweren Ausschreitungen in der Kölner Innenstadt mit zahlreichen Festnahmen und Dutzenden Verletzten“ zu erfahren. Die Schuldfrage ist nicht so einfach zu klären. Allein juristisch gesehen fällt es relativ leicht. Ein Einbruch samt Diebstahl auf Kölner Seite, pyromanische Aussetzer auf Gladbach. Eine Beurteilung, was aus moralischer Sicht als verheerender einstufen ist – die infantile Provokation der Kölner, oder die ebenso infantile Reaktion der Gladbacher – will ich mir gar nicht anmaßen. Das sei dem Fußballgott und dem DFB-Schiedsgericht überlassen.
Jetzt könnte man eigentlich den Schlussstrich unter ein Spiel setzen, das uns im Grunde anderweitig ausschließlich Freude bereitet hat und vor allen Dingen drei Punkte. Könnte man. Wenn man es denn könnte.
Nach einer Unterbrechung von neunzig Sekunden, der kompetente DSF-Kommentator hatte „mindestens drei bis vier Minuten“ gestoppt, geht es nämlich weiter. Auf dem Platz. Ganz ohne Feuer. Zumindest ohne sichtbar brennendes.
Als die letzte Minute der regulären Spielzeit anbricht, hat Kölns Antar den Ausgleich auf dem Fuß. Wie schon so oft verfehlt sein Versuch das Gladbacher Tor, wenn auch denkbar knapp. Im Gegenzug schiebt Friend den Ball quer zum freistehenden Ndjeng, der jedoch – wie schon so oft – im glänzenden Mondragon seinen Meister findet. Die stille Antwort auf dem Platz bleibt aus. Wiederum nur Sekunden später wird die fällige Nachspielzeit an der Seitenlinie angezeigt – fünf Minuten! Der DSF-Kommentator hatte seine Stoppuhr anscheinend Schiedsrichter Kinhöfer zur Verfügung gestellt. Doch irgendwie sind 300 Sekunden aus symbolischen Gründen auch nicht ganz ungerechtfertigt.
Das Fernsehbild hat gerade erst wieder von der rot aufleuchtenden „5“ zurück zum Spielgeschehen geschaltet, da überschlagen sich auch schon die Ereignisse – mal wieder. Ein Befreiungsschlag der Kölner, geschlagen mit der technischen Finesse eines „Katsche“ Schwarzenbeck, will gar nicht mehr auf dem Rasen landen. Novakovic kommt in Brouwers’ Rücken herangerast. Wie auf der Autobahn drängt er in letzter Sekunde von der rechten Fahrbahn auf die Abbiegespur. Der Niederländer legt ihm fast freundschaftlich den Arm auf die Schulter. Der Slowene fällt. Kinhöfer pfeift – und zeigt auf den Punkt. Der Auffahrunfall wird allein dem Gladbacher Verteidiger zugeschrieben. Novakovic bewirkt in einer Sekunde mehr als in neunzig Minuten und einer halben zuvor.
Es war ein langer Ball, sehr lang um genau zu sein. Doch beileibe nicht so lang, dass der fallende Novakovic sich innerhalb des 16ers niedergelegt hätte. Das Foul selbst scheint kompromisswürdig, Rot für Brouwers ebenso. Der Regelverstoß lag aber genauso sehr im Strafraum, wie das Wembley-Tor die Linie überquert hat.
Helmes verwandelt den Elfer sicher. Die Borussia wird um zwei Punkte betrogen – vom Schiedsrichter, vom Gegner und ein paar wütenden Schwachköpfen.
Ein Kölner Blogger beschwert sich im Nachhinein über den allseits gepflegten Ausspruch, Ausschreitungen dieser Art im Zuge tief verwurzelter Rivalitäten hätten „nichts mit Fußball zutun“. Irgendwie hat er nicht Unrecht. Wenn wir diesen Sport nicht zum Retter der Welt, zum sportlichen Erlöser unserer geschundenen Seelen, zum Heilsbringer des Wochenendes heraufbeschworen hätten, wäre auch noch nie ein einziger Feuerwerkskörper auf einen Rasenplatz geflogen. Noch nie hätten sich ein paar Idioten wegen eines Fanschals gegenseitig die Köpfe eingehauen. Damit wären wir jedoch wieder bei der Frage nach „Huhn oder Ei?“ angelangt. Denn ich hätte ebenso noch nie die Decke unseres Wohnzimmers mit dem Kopf berührt, ich hätte noch nie in meinem Leben vor Freude Tränen vergossen und vor allen Dingen hätte ich die letzten drei Stunden für mein Mathe-Abitur gelernt anstatt diese Gedanken niederzuschreiben.
Vor einer Woche habe ich mich über vier Minuten Nachspielzeit gefreut wie über den Playmobil-Bauernhof damals an Weihnachten. Gegen Köln sorgen fünf zusätzliche Minuten dafür, dass alles, was gegen Koblenz gewonnen wurde, eine Woche später gleich wieder zerrinnt. Ohne die beiden Lastminute-Tore gegen Koblenz und Köln dürften wir uns über sieben Punkte Vorsprung aufs zweitklassige Ufer freuen. Jetzt sind es nur sechs. Irgendwie kein fairer Tausch. Aber im Fußball sind die Dinge eben selten so fair, wie sie sein sollten. Wenn das Derby gegen Köln uns zu einer Erkenntnis geführt hat, dann muss es wohl diese sein.
Donnerstag, 10. April 2008
Fohlengeflüster (22):
Wie gewonnen, so zerronnen
Eingestellt von Jannik um 14:10
Labels: Gladbach, Zweite Bundesliga
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