Irgendwie ist ganz Europa ist bisschen Lineker.
Italien spielt den Catenaccio so effektiv und konsequent wie keine andere Mannschaft, oder sagen wir besser: wie kein anderes Land. Auch wenn sie gerade 0:2 zurückliegen, Catenaccio ist immer dabei.
Holland spielt grundsätzlich mit drei Stürmern. Selbst wenn nur einer auf dem Platz steht, sind es drei. War schließlich immer so.
Spanien scheidet stets in der ersten K.o.-Runde aus, spätestens in der zweiten. Das gilt selbst, wenn sie gerade das Endspiel erreicht haben.
Die Türken spielen immer mit gewetztem Messer im Mund. Dass der brave Linksverteidiger gerade vor lauter Angst vom Tempodribbler des Gegners überlaufen wurde, spielt keine Rolle.
Die Schweden sehen einfach zu gut aus, um erfolgreich zu sein - sagt man. Da kann der ästhetisch weniger gesegnete Mittelstürmer noch so viele Tore schießen.
England verliert jedes Elfmeterschießen. Ok, das stimmt wirklich.
Und die Deutschen? "Mit denen ist es doch immer dasselbe" (L'Equipe), denn am Ende gewinnen sie schließlich immer. Sagt auch MARCA: "Siempre ganan los alemanos". Ok, stimmt ja, es sei denn Kroatien gewinnt mal. Das spanische Sportblatt versuchte zudem, die Wortneuschöpfung der Bild-Zeitung, "Schweinigeil", anschaulich zu erläutern, denn eigentlich sei das Wort "unübersetzbar". Das Wort "geil" werde ursprünglich mit der "sexuellen Potenz assoziiert", könne aber auf "alles ausgedehnt werden, das große Emotionen weckt". So ist das also.
Die "Sun" greift derweil bildzeitungstief in die Wortspielkiste und titelt in Anlehnung an unseren Torschützen von gestern: "Simply the Bast". Etwas mehr verwunderlich ein Satz weiter unten, als der Autor die deutschen Versäumnisse der Vorrunde aufzählt. "Deutschland ging in das Spiel nach einer schwachen Vorrunde, mit mangelndem Selbstbewusstsein und - unglaublich für eine Nation begabter Techniker - vielen Anfängerfehlern. Das nenn' ich doch mal "dark British humour". Oder sind wir in Augen der Engländer etwa tatsächlich "gifted technicians"?
Freitag, 20. Juni 2008
EM-Tagebuch (26) -
22 Spieler, 90 Minuten, ein Ball und das ewig selbe Ende
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