Samstag, 20. Dezember 2008

Die Unbelehrbaren

Der DFB lernt wohl dazu und hat die Ticketpreise fürs Spiel gegen Norwegen gesenkt. Die Schlüsse aus leeren Sitzschalen beim Spiel gegen Wales scheinen jedoch gleich wieder verpufft zu sein. Gegen Liechtenstein kostet ein Platz auf der Geraden 60 bzw. 80 Euro. Dabei birgt ein schwacher Gegner nicht automatisch eine Torgarantie. Siehe Wales.

Eines wollen sie an der Otto-Fleck-Schneise wohl so schnell nicht mehr erleben: Dass ein Länderspiel nicht "ausverkauft" gemeldet wird. 44500 Zuschauer sollen sich angeblich die Partie gegen Wales in Mönchengladbach angesehen haben. Nur 1749 freigebliebene Plätze? Dabei hätte man mit den klaffenden Lücken im Borussia-Park ein ordentliches Drittligastadion bestuhlen können. Und das fasst mehr als 1749 Zuschauer.

Noch am Morgen war in den lokalen Tageszeitungen für das Spiel geworben worden. Gebracht hat es wenig. Und wer letztendlich zuhause blieb, fühlte sich von einer schwer mitanzusehenden Partie - stürmendes Deutschland, mauerndes Wales - absolut bestätigt.

Auch gegen Belgien kamen nur gut 34000 ins Bremer Weserstadion. Immerhin zogen die post-EM-Highlights gegen Russland und England die Massen wie gewohnt an. Dreimal erst gab es in der Ära Löw ein Heimspiel, bei dem nicht alle Tickets über den Tresen gingen. Zweimal war es das eher unliebsame Auftaktspiel einer Länderspielsaison - und nur einmal, an eben jenem 15. November gegen Wales, ein Pflichtspiel. Überhaupt blitzten erstmals seit der grauen Völler-Zeit wieder leere Sitze auf im weiten Rund, wenn es für die Nationalmannschaft um Punkte ging.

Dabei darf man nicht einmal die Mannschaft selbst als Zuschauervergrauler dastehen lassen. Ein Länderspielbesuch dürfte aus sportlicher Sicht lukrativer erscheinen denn je. Allein die horrenden Ticketpreise sind es, die die Mehrheit ins Grübeln bringen, ob es 148 Euro für einen Familienbesuch auf der Hintertortribüne im regnerischen November gegen einen wenig illustren Gegner wie Wales wirklich wert sind. Aber wie gesagt - der DFB hat anscheinend seine Schlüsse daraus gezogen. Am 11. Februar in Düsseldorf ist man bereits für 15 Euro in der Kurve dabei.

Gegen Wales mögen zwar drei Punkte im Kampf um die WM-Quali auf dem Spiel gestanden haben. Ein Duell mit den wiedererstarkten Norwegern um die Goldene Ananas wirkt auf mich jedoch weitaus verheißungsvoller. Für die Partie gegen Liechtenstein, die im März in Leipzig stattfindet, widerlegt der DFB seinen Lernprozess jedoch eigenhändig. Los geht's bei 25 Euro, selbst ein Platz in der Ecke kostet 40 Euro, auf der Geraden ist man erst mit dabei, wenn man bereit ist, mindestens 60 Euro zu berappen.

Womit sich mir der Reiz eines Platzes an der Mittellinie noch immer nicht erschließt. Die Wahrscheinlichkeit, ein Tor aus nächster Nähe zu beobachten ist logischerweise gleich Null. Im Durchschnitt dürfte der Ballführende Spieler genauso weit weg sein wie von der Hintertortribüne aus (wäre doch mal ein Auftrag an irgendeine Fakultät einer gelangweilten Fachhochschule aus einer 100.000-Einwohner-Stadt). Und die 22 Akteure sieht man letztlich zumeist von der Seite (erst Recht, wenn sie den "vertikalen Fußball" verinnerlichen).

An der Seitenlinie habe ich, wenn ich mich Recht entsinne, zuletzt im Oktober 2006 bei Hertha gegen Stuttgart gesessen. Doch im Olympiastadion ist man ja fast überall so weit weg vom Geschehen wie die Eiffelturmspitze vom Pariser Prinzenpark. Das Erscheinungsbild des Borussia-Parks, von der Mittellinie aus betrachtet, kenne ich sogar nur aus dem Fernsehen.

1 Kommentar:

  1. Ich studiere in Leipzig und hatte mich darauf gefreut, das Spiel evtl. live anzuschauen. Bei diesen Preisen ist die Vorfreude natürlich gründlich getrübt.

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