Montag, 19. Januar 2009

Kamelle, dä Prinz kütt

Die endlosen Diskussionen sind vorüber: Lukas Podolski kehrt München den Rücken und im Sommer zum FC zurück. Ein Schritt, der die Kölner spontan Kamelle werfen lässt. Dass nur zwei Tage nach Rosenmontag der Aschermittwoch folgt, will derzeit freilich noch niemand hören.

Wir schreiben den Sommer 2006. Lukas Podolski, gerade 21 Jahre alt geworden, erzielt drei WM-Treffer, lässt bei der Wahl zum besten Jungspieler des Turniers sowohl Cristiano Ronaldo als auch Lionel Messi hinter sich und wechselt anschließend für zehn Millionen Euro zum FC Bayern München. Zwei Jahre später ist Podolski nicht wirklich einen Schritt weiter gekommen.

Während die Kollegen Ronaldo und Messi sich längst nicht mehr mit Siegen in der Champions League zufrieden geben und um den Titel des weltbesten Fußballers konkurrieren, ist der FC-Rückkehrer einzig und allein um zwei Jahre gealtert. Keine Leistung, das haben in dieser Zeit circa sechs Milliarden Menschen vollbracht. Rein fußballerisch ist bei ihm derweil alles beim Alten geblieben, wenn überhaupt.

Erneut legt nun ein Verein zehn Millionen für seine Dienste auf den Tisch. Dass der 1. FC Köln als aufstrebender aber dennoch leidgeprüfter und inkonstanter Klub diese Überweisung tätigt, spricht nicht unbedingt für den sportlichen Werdegang von Podolski. Als der „Prinz“ zum ersten Mal in Köln regierte, traf er 46-mal in 81 Spielen. Zweitligabereinigt macht das noch immer 22 aus 51. Eine mehr als ordentliche Quote für einen, der damals als Teenager zur EM fuhr und sein erstes Profigehalt bei einem krisengeschüttelten Fahrstuhlverein bezog, mit der er in drei Jahren zweimal ab- und einmal aufstieg.

Sein Intermezzo bei den Bayern – das die Bezeichnung „Intermezzo“ seit heute definitiv verdient – war ein Rückschritt. Wer etwas anderes behauptet, setzt merkwürdige Maßstäbe. Meister, Pokalsieger, schön und gut. Nur 2647 Minuten hat der 23-jährige in der Bundesliga für den Rekordmeister auf dem Platz gestanden. Ein Stammspieler, der häufig in der Schlussphase ausgewechselt wird, überbietet diesen Wert in einer einzigen Saison.

Dem Nationalelf-Ego des bisweilen fußballerisch schizophrenen Podolski haben die bislang zweieinhalb Jahre München weder geschadet noch zu einer Leistungsexplosion verholfen. Als er beim 1. FC Köln unter Vertrag stand: 30 Länderspiele, 15 Tore. In seiner Bayern-Zeit: 30 Länderspiele, 16 Tore. Die leichte Tor-Hausse ist wohl allein auf den vierfachen Torerfolg gegen San Marino zurückzuführen.

Von daher kann es dem neutralen Beobachter anscheinend herzlich egal sein, welcher Verein für die Abstellung von Lukas Podolski verantwortlich ist, wenn der den Adler auf der Brust trägt. Doch wer nimmt es, selbst als vermeintlicher Unparteiischer, schon regungslos hin, wenn ein bei den Bayern gescheiterter Nationalspieler zu seinem Heimatverein zurückkehrt? Zumal der Ausdruck „Herzensangelegenheit“ in diesem Fall ausnahmsweise der vollen Wahrheit entspricht.

Im Prinzip kann Podolski beim FC nicht allzu viel gewinnen. Köln ist so etwas wie die Reinkarnation eines „unruhigen Umfeldes“ – was gleichzeitig als gnadenlose Untertreibung daherkommt. Und Podolskis erste Amtszeit hat gezeigt, dass es dem dreimaligen Meister ziemlich egal ist, ob ein gewisser „Prinz Poldi“ nun für ihn stürmt oder nicht – abgestiegen wird trotzdem. Alles unter 15 Toren und einem einstelligen Tabellenplatz würde die derzeitige Rosenmontagsstimmung ganz schnell zu Gunsten einer Aschermittwochsdepression kippen lassen. Podolski hat nicht nur wenig zu gewinnen – er kann auch viel verlieren.

Größenwahnsinn war in der Vergangenheit allzu oft der zweite Vorname des 1. FC Köln. Um das zu behaupten, muss man ihn nicht einmal verachten. 22 Millionen Euro kostet ihn das Paket Podolski. So viele Trikots könnte nicht einmal ein japanischer Klub verkaufen, der David Beckham verpflichtet. Wie also kommt ein Verein auf die Idee, dass ein 23-jähriger, der in München vor allem eine durch und durch professionelle Einstellung vermissen ließ, jeden einzelnen Cent wert ist? Gerade in Zeiten der Finanzkrise ein realitätsverkennendes Zeichen.

Und so würde es irgendwie passen, wenn der Podolski-Transfer im Mai plötzlich nur noch Makulatur wäre. Steigt der FC doch ab, könnten sie den Rückkehrvertrag immer noch als Papierflieger vom Kölner Dom in den Rhein segeln lassen. Für dieses Szenario werden die Jecken im Gürzenich wohl keinen Tusch übrig haben.

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