Freitag, 25. April 2008

Lautern geht übers Wasser

Kaiserslautern gelingt ein Kunststück, das auf den ersten Blick und vor ein paar Tagen noch jenseits des Machbaren lag. Aber Naturgesetze sind im Fußball eben seit jeher fehl am Platze.

Den Rückstand aufs rettende Ufer an nur einem Spieltag, innerhalb von neunzig Minuten, um fünf Punkte verkürzen? Bis heute schien das - wo wir schon bei der Ufer- und Wasser-Thematik angelangt sind - so unwahrscheinlich und unmöglich wie Jesus' Spaziergang über den See Genezareth. Dabei bestand das Rezept für diese Außerkraftsetzung biblischer Symbolik gerade einmal aus zwei serbischen Fußballern und ein paar Ungereimtheiten bei der Meldung derer Verträge mit der TuS Koblenz.

Wäre jemandem schon früher daran gelegen gewesen, für das angesprochene Novum zu sorgen, es wäre ein Kinderspiel gewesen. Mit Stolz geschwellter Brust wird man in Koblenz nicht auf den Rekord-Punktabzug von acht Zählern blicken, der den Verein vom Deutschen Eck aus den Feierlichkeiten rund um den schier sicheren Klassenerhalt schnurstracks zurück in die Zukunft befördert hat. Selbst in Kaiserslautern, bei den Tabellenakrobaten, die vorgestern noch abgestiegen schienen und die jetzt nur noch ein Tor vom rettenden 14.Platz trennt, wird man sich die Wiederauferstehung anders vorgestellt haben. Wobei wir mit dem Wort "Wiederauferstehung" zurück zum Neuen Testament gelangen.

Im übertragenen Sinne ist der Mythos vom biblischen Wasserlauf besiegt. Vielmehr kann man jetzt resümieren, Lauterns blitzschnelle und unverhoffte Aufholjagd ähnele einer Verlängerung des Tages auf 47 Stunden. 'Pah, geht doch gar nicht!', werden hart gesottene Work-a-holics entgegen, doch sie täuschen sich. Man könnte schnell die Beringstraße von Westen nach Osten überqueren oder sich mit einem Boot im Pazifik so an der Datumsgrenze platzieren, dass man sie am Ende eines Tages einfach in östlicher Richtung überquert und dort denselben Tag noch einmal von vorn beginnen kann. Ok, klingt kompliziert und wahrscheinlich wird das nie jemand von uns erleben dürfen. Aber den vorhergehenden Satz wird man so oder so ähnlich noch Mittwoch am Betzenberg gehört haben und jetzt?

Jetzt lebt der FCK wie lange nicht mehr und schnuppert am Klassenerhalt. Und Stefan Kuntz darf sich damit rühmen, den Abstand in seiner 18-tägigen Amtszeit erst von sechs Punkten auf acht gesteigert zu haben, um ihn dann innerhalb von zwei Spielen voll und ganz zu eliminieren. Das wird ihm zwar nur jemand aus Kiribati an der Datumsgrenze glauben und einen sportlichen Anteil hat er wohl kaum daran gehabt. Im Arbeitszeugnis liest es sich dennoch alles andere als schlecht. Geradezu Messias-like.

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